Beiträge

Gut, dass wir darüber gesprochen haben

„Gut, dass wir darüber gesprochen haben“ – was als Floskel daherkommt, hat einen wahren Kern. Oft lässt allein das Sprechen über ein Problem es schon weniger bedrohlich erscheinen, auch wenn längst noch keine Lösung in Sicht ist.

Ein seit vielen Jahrhunderten bewährtes Mittel des Sprechens über Probleme ist die Beichte. Ja, die gibt es auch für uns Protestantinnen und Protestanten, nicht nur in der römisch-katholischen Kirche. Allerdings ist sie für uns kein Sakrament.

Obwohl das mittelalterliche Beichtverständnis einer der Auslöser der Reformation überhaupt war, war die Beichte auch für Martin Luther und die anderen Reformatoren wichtig. Denn für sie ist Vergebung ein zentrales Thema in der Nachfolge Jesu. Jesus sagt selbst zu seinen den Jüngern: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben“ (Joh 20, 23).

Die Beichte klärt das Verhältnis zwischen Gott und Mensch. Sie erleichtert und befreit, weil man seine Probleme und Gewissensnöte offen aussprechen kann und Trost findet. Aber, für Luther ganz wichtig: Beichte und Zuspruch der Vergebung hängen nicht von menschlichen Leistungen ab. Die Beichte ist als Freispruch Gottes, als Befreiung von seelischen Altlasten gültig, unabhängig vom nachfolgenden Tun des Beichtenden. Man muss sich seine Vergebung nicht durch irgendetwas verdienen. Gott gewährt sie uns auch so.

Eine Beichte, bei der der arme Sünder im Beichtstuhl flüsternd seine Verfehlungen bekennt und zur Buße drei „Ave Maria“ sprechen muss, gibt es deshalb für uns Evangelische nicht. Beichten können wir still für uns, im Gebet oder mit anderen; es muss kein Pfarrer dabei sein. Und es tut gut. Probieren Sie es mal aus.