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Gründonnerstag im ganzen Jahr

Morgen ist ein besonderer Tag. Für mich jedenfalls. Er erinnert mich an etwas Besonderes. Das nun auch schon wieder drei Monate her ist. So schnell vergeht die Zeit. Morgen ist Donnerstag. Und es wird noch nicht mal was Außergewöhnliches gefeiert. Aber morgen vor drei Monaten war der Tag, auf den ich immer wieder hinweise. Im gesamten Jahr. Weil er uns vor Augen führt, dass die biblische Botschaft uns allen gilt und keineswegs nur einem auserlesenen Kreis besonders gottesfürchtiger Menschen. Die dann auch noch über das Heil oder Unheil Anderer entscheiden könnten. Der Satz „Vor Gott sind alle Menschen gleich“ bewahrheitet sich an diesem Tag wie an keinem anderen.

Wenn ich vom Glauben rede, rede ich nicht von Glaubenshelden und Überfliegern, denen alles gelingt. Die gibt es ja auch gar nicht. Wenn ich vom Glauben rede, dann bin ich, dann sind wir selbst gemeint mit unseren unterschiedlichen Gaben, Stärken und genauso auch Schwächen und Fehlern. Wir sind alle gemeint.

Jesus hat nicht ausgegrenzt, obwohl er aus unserer Sicht genügend Grund dazu gehabt hätte. Da gab es Leute, die Fehler begangen haben, die vermeintlich oder tatsächlich Schuld auf sich geladen haben. Eine Aufforderung Jesu klingt in meinem Ohr. Als er der Menschenmenge entgegentreten ist. Die die Frau steinigen wollten, weil sie gegen die Gesetze verstoßen hatte: „Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein“, hat Jesus gesagt. Und keiner hat geworfen.

Das ist das Besondere unseres Glaubens und zugleich die größte Herausforderung. Denn Sätze zur Nächsten- oder gar Feindesliebe, die sind schnell gesagt, aber – wir wissen es: das Umsetzen fällt jedem schwer. An diesem besonderen Donnerstag, von dem ich spreche, hat Jesus mit Leuten zusammen gesessen, denen er auf den Kopf zusagte, dass sie ihn verraten, verleugnen und allein lassen werden. Und es ist tatsächlich alles genau so gekommen. Und dennoch: Er hat sich nicht von ihnen abgewandt. Er hat keinen ausgegrenzt. Er hat die Gemeinschaft nicht aufgekündigt. Er hat nach seinen Worten ganz im Gegenteil das Mahl mit ihnen eingenommen, an das wir bis heute in unseren Gottesdiensten erinnern.

Morgen vor drei Monaten war: Gründonnerstag.