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Groß-Reine-Machen

„Putz mich“. Das hat mir meine Nachbarin liebevoll mit dem Finger von außen auf das dreckige Küchenfenster geschrieben.  Ich habe morgens beim Kaffeekochen wirklich zweimal hinschauen müssen, aber da stand tatsächlich „Putz mich“. Im ersten Moment habe ich mich furchtbar geärgert. Was geht das meine Nachbarin überhaupt an? In der letzten Zeit habe ich einfach viel zu viel zu tun gehabt, und da ist halt eine oder andere einfach liegen geblieben. Was kann ich denn dafür?

Aber nach dem ersten Ärger habe ich dann doch eingesehen, dass sie recht hat. Der dicke Schmutzrand um die Buchstaben hat es mir deutlich gezeigt. Höchste Eisenbahn, um mal wieder zu Hause groß Reine zu machen. Auszumisten. Durchzuwischen. Und die Fenster zu putzen.

Und nein: Spaß macht das keinem. Groß Reinemachen, dass kann sogar richtig anstrengend sein. Nicht nur was die Wohnung, die Fenster und den Garten angeht. Auch in meinem Leben, da müsste mal wieder Groß-Reine-Gemacht werden.

Da hat sich – genau wie bei mir zu Hause – viel angesammelt. Da ist viel liegengeblieben. Und bei manchem hab‘ ich schon so lange weggeschaut, dass ich’s lieber auch weiterhin übersehen würde. Genau wie bei meinen Fenstern.

Aber es nützt nichts. Je länger ich mit dem Groß-Reine-Machen warte, desto anstrengender wird es. Nicht nur in der Wohnung, sondern auch in meinem Leben. Und manchmal braucht es einfach das liebevoll auf das Fenster geschmierte „Putz mich“, um zu erkennen, dass es höchste Zeit ist. Und auch wenn das Groß-Reine-Machen anstrengend ist, für den Durchblick am Ende, dafür lohnt es sich.