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Gregorianisch singen

Nur sehr wenige haben protestiert, als am 9. November 1938 die Synagogen angezündet und jüdische Geschäfte zerstört und geplündert wurden. Auch evangelische Christen waren an diesem Abend sehr leise, oder sie haben sogar mitgemacht.

Einige wenige haben früh erkannt, dass sich hier ein unfassbares Verbrechen abspielt. Und ein noch größeres anbahnt. Zum Beispiel Dietrich Bonhoeffer. Er sagte damals: „Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen.“ Aber nur wenige haben für die Juden geschrien und so blieben sie schutzlos der Gewalt und der Vernichtung ausgeliefert.

Mir ist das eine Mahnung. Wenn in unseren Tagen Juden in Deutschland auf offener Straße angepöbelt, beschimpft und geschlagen werden, dann schreie ich auf. Egal, ob die Gewalttäter Rechtsradikale oder Islamisten sind. Wenn jüdische Lokale und Geschäfte mit Hassparolen beschmiert werden, dann schreie ich auf. Wenn die Juden wieder für alles Schlechte in der Welt verantwortlich gemacht werden, dann schreie ich auf.

Gerade heute, am Jahrestag der antijüdischen Pogrome im Jahr 1938.

Nur so kann ich guten Gewissens christliche Lieder singen.