Beiträge

Gottesverstecke

Weihnachten steht kurz bevor, der vierte Advent wirft sein Licht in die Nacht der Welt – ich hoffe sehr, dass es heller geworden ist für Sie im Laufe der Adventszeit. Sonntag für Sonntag eine Kerze mehr, das symbolisiert, wie sehnsüchtig Christinnen und Christen auf die Geburt Gottes warten: das Licht wird mehr, dem Stern von Bethlehem entgegen. Und ich empfinde es in diesem Jahr besonders deutlich: es braucht Licht, es bedarf der Erleuchtung: Licht für Dich, für mich, für alle Menschen, damit wir die Hoffnung auf ein gemeinsames Ziel, auf Wege miteinander nicht aufgeben!

Gott bietet diese Hoffnung an, indem er aufruft, dem Licht entgegenzugehen: große Freude soll verkündet werden. Denn Gott kommt auf die Erde als kleines, wehrloses Menschenkind. Immer noch lässt Gott uns mit diesen Worten sagen, dass er seinen Platz unter den Menschen haben möchte! Den gemeinsamen Weg zum Licht der Liebe, das ist Advent. Und von dort aus wieder in die Welt – gestärkt von dem, der mit uns unterwegs ist – das ist Weihnachten! Und woran kann man das merken, außer an immer mehr Geglitzer und Lametta und besinnlicher Musik im Überfluss?

Ich wünsche mir so sehr, dass es in der Welt voller Kriege und Krisen, in der Zeit, in der so viele ganz allein unterwegs zu sein scheinen, wirklich ein Weihnachts-Wunder gibt: wieder auf Gemeinschaft setzen, einander Mut machen, auch wenn mir vielleicht der Lebensstil des anderen nicht sofort einleuchtet. Es sollen ja schon damals Hirten und Könige gleichzeitig im selben Stall gewesen sein. Alle waren willkommen! Alle sollen auch irgendwie verändert ihrer sonst so unterschiedlichen Wege gegangen sein: wenn das wärmende Licht der Liebe, das von dem so besonderen Kind ausgegangen ist, doch heute nur ebenso menschenverbindend wirken könnte! Das zunehmende Licht am Adventskranz erzählt mir, dass ich mich zuallererst selbst bereit machen sollte, wenn ich eine erfreuliche Veränderung zu Weihnachten erwarte.

Mir ist dazu ein Gedicht von Kurt Marti eingefallen, was mir schon in vielen Jahren die Botschaft des Advent auf den Leib rücken lässt, im Wortsinn:

 

großer gott klein

Von kurt marti

 

großer gott klein

großer gott

uns näher als heut

oder halsschlagader

kleiner als herzmuskel,

zwerchfell oft:

zu nahe

zu klein – wozu

dich suchen?

wir

deine verstecke

 

Kurt Martis Botschaft ist:  Sie, Du und ich, wir werden gesucht, gefunden und gebraucht: als Gottes Verstecke in unserer Zeit, in unserer Welt – so wie damals Maria, Josef, Hirten und Könige und wer da noch so alles dem Licht von Bethlehem gefolgt sein mag.

Lasse ich das denn zu, dass Gott sich in mir versteckt? Die Idee von Marti gefällt mir: Gott verändert mich, nicht, weil Weihnachten ist, sondern weil er mir näher ist als mein Herz: wofür mein Herz schlägt, da ist Gott dabei: Wenn ich an die Kinder denke, die mit mir mit leuchtenden Augen davon erzählen, dass Gott ja gar nicht will, dass man sich streitet, dann schlägt mein Herz anders: Kraft zur Versöhnung im Licht der leuchtenden Kinderaugen – eben im Advent!

So wie mein Atem mich durch den Tag trägt, könnte Gott in den Bewegungen meines Zwerchfells zuhause sein: gelassen durchatmen, wenn es nicht so funktioniert, wie ich mir den Weg zur Arbeit oder das Tagesprogramm vorgestellt hatte. Wenn Gott sich in allen seine Verstecke sucht, dann könnte es doch wirklich sein, dass wir vom Wunder der Weihnacht verändert werden! Frohe Weihnachten!