Beiträge

Gott kennt das Stolpern: Der Lebendige stützt alle, die fallen und richtet auf alle, die gebeugt sind (Ps145, 14)

„Ups, fast wäre ich hingefallen, über den Absatz gestolpert“, erklärt die Frau, die sich am Griff der Eingangstür zum Eiscafe gerade noch fangen kann. Erleichtert lässt sie sich mit ihrer Nichte das Eis schmecken, aber trotzdem ist noch länger damit beschäftigt, dass sie beinahe gestürzt wäre: „Gut, dass ich nicht gefallen bin,“ so fasst sie den Schreck in Worte.

Stolpern, aus dem Tritt geraten, das ist nicht nur eine Gefahr für ältere Menschen, die sich dabei oft verletzen. Und: Stolpern kann ich nicht nur an unvorhergesehenen Absätzen oder losen Steinen, sondern manchmal gerate ich mitten im Leben aus dem Tritt. Ich gerate zum Beispiel ins Stolpern, weil mein Chef mir ankündigt, dass die Aussichten des Betriebes nicht gut sind.

Da kommt der Mann aus meiner Nachbarschaft vollkommen aus dem Tritt, als sein bester Freund mit einem schweren Herzinfarkt ins Krankenhaus kommt: „Er hat einfach nichts mehr gesehen außer der Arbeit und den Sorgen um das Haus, das er fast ganz in Eigenarbeit hochziehen wollte“, so erzählt er mir schockiert und zittrig, „ich kann ihm nicht noch mehr helfen, mein Schichtplan gibt einfach keine Lücken her.“ Ich nicke und als mein Nachbar seinen Freund besuchen fährt, bleibe am Gartenzaun stehen. Nachdenklich ob der vielen Stolperfallen des Lebens, die uns unvorhergesehen einen Strich durch geplanten und oft dicht gedrängten Alltag machen.

Was ist mit diesen unglücklichen Umständen oder gar Zufällen, die die eine ins Stolpern, den andern aus dem Tritt bringen? Wo kommt denn sonst der Wink mit dem Zaunpfahl her, der mir zeigt: So geht es gerade nicht weiter, Du musst Dich mit Deinem Leben noch anders auseinandersetzen als es einfach nur vollständig auszuplanen oder Dir ständig um die Zukunft Sorgen zu machen.

Als ich neulich mit meinem Hund spazieren war, hat mich hat eine Baumwurzel dazu gezwungen, einen Gang runterzuschalten, um trittsicher weiterlaufen zu können. Kurzer Schmerz am Knöchel, aber nichts Ernstes, wenn ich langsam weitergehe – Gott sei Dank. Schließlich kann Stolpern so schnell zu einem Sturz führen oder der, der aus dem Tritt gerät, findet kaum mehr zurück in sein Leben. Da wirkt es zunächst leicht gesagt, Stolpern sei ein Wink, der mich runterbremst und neu ins Nachdenken bringt.

Aber: Doch, so ist es!, denke ich, und ich bin froh, dass ich dabei nicht allein gelassen werde, sonst wäre ich schon manches Mal verzweifelt ob der Stolperfallen in meinem Leben: Der lebendige Gott stützt alle, die fallen und richtet auf, die gebeugt sind. So formuliert der Psalmbeter seine Erfahrung mit Gott in der Tiefe seines Lebens. Jemand, der sich dieses stützenden Gottes gewiss ist, muss schon einige Stolperer selbst erlebt oder mit anderen geteilt haben, wenn sie aus dem Tritt ihrer Leben geraten waren: Der lebendige Gott stützt alle, die fallen und richtet auf, die gebeugt sind.

Der Gott, der uns im Leben stützen will, ist genau auch da, wo wir drohen zu fallen oder gar gestürzt sind.

Natürlich: Die Sorge um den Arbeitsplatz ist dadurch ebenso wenig verschwunden, wie sich eben kein Haus für die Familie von alleine baut. Aber unser Blick ändert sich durch den, er uns bewahrt, auch wenn wir mal ins Stolpern kommen und der uns aufrichtet, wenn wir meinen, wir schaffen es nicht. Kann sein, dass wir uns dadurch erstmal ausgebremst fühlen, aber letztlich verlangsamt uns vielleicht die Stütze unseres Gottes und richtet uns anders auf, als wir uns gebeugt erlebten.

Versuchen Sie es doch mal, den lebendigen Gott einzulassen in den oft viel zu vollen Alltag: Der lebendige Gott stützt alle, die fallen und richtet auf, die gebeugt sind. Und er bewahre Sie vor der Not, erst aus dem Tritt geraten zu müssen, um das Leben als tiefer und wertvoller zu erfahren, als dass es erst noch vollgestopft werden müsste.