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Goldrand-Erinnerungen

Vor mir steht ein ganzer Karton voll mit Goldrandgeschirr, den mir meine Großmutter vermacht hat.  Sie wissen schon, diese furchtbar kitschigen Teller mit dem goldenen Rand, die weder in die Mikrowelle noch in die Spülmaschine dürfen. Irgendwie aus der Zeit gefallen. Unpraktisch. Sperrig.  Und so richtig übel kitschig, Aber den Karton einfach wegwerfen, das bringe ich auch nicht über mich.

Immerhin sind die ja von der Oma. Und ich kann mich noch gut erinnern, wie wir früher immer an Geburtstagen oder Weihnachten von diesen Tellern gegessen haben. Immer dann, wenn die ganze Familie zusammengekommen ist, dann gabs bei der Oma die ganz besonders leckere Schwarzwälder Kirschtorte. Und eben auch dieses Goldrandgeschirr. Die Teller habe ich damals schon scheußlich gefunden.  aber jetzt erinnern sie mich an wirklich schöne Zeiten aus Kindertagen, die nicht mehr wiederkommen.

Goldrandgeschirr. Ob es auch Goldrand-Erinnerungen gibt? Also solche, die ein bisschen glänzen, obwohl sie nicht aus Gold sind?  Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, dann konnte meine Großmutter Torten viel besser auftauen als selber backen. Und auch die Familientreffen waren in Wirklichkeit nicht immer ganz so harmonisch, wie in meiner Erinnerung. Aber vieles sieht ja im Rückblick sehr viel schöner aus, als es damals eigentlich gewesen ist. Und auch wenn das Goldrandgeschirr jetzt erstmal in den Keller wandert – diese Goldrand-Erinnerungen, die behalt ich mir. So kitschig die auch sein mögen.