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Glücksgeruch

„Wie riecht eigentlich Glück?“ fragt mich ein kleines Mädchen in der Grundschule.

Ich starre sie entgeistert an. „Was?“ höre ich mich fragen.

 

„Na, wie riecht eigentlich Glück?“ fragt sie wieder.

Ein Junge aus der Klasse meldet sich.

„Also für mich riecht Glück nach Schnitzel“ sagt er. Und ich muss ein Lächeln unterdrücken.

„Für mich riecht Glück nach Regen“, sagt ein anderes Mädchen.

„Im Sommer. Wenn es vorher heiß gewesen ist.“

„Und wie riecht Glück für Sie?“ werde ich gefragt.

 

„Glück kann man gar nicht riechen“, antworte ich.

„Glück ist ein Gefühl. Ein Moment.

Man kann zwar glücklich sein,

wenn man zusammen Zeit verbringt. Wenn man spielt.

Aber man kann es nicht anfassen. Nicht sehen.

Und man kann es schon gar nicht riechen.“

 

Nach der Schule jagt ein Termin den Nächsten.

Probleme, Sorgen und Stress geben sich abwechselnd die Hand.

Am Ende komme ich nach Hause.

Durchgefroren und völlig erschöpft.

 

„Ich hab‘ da mal eine Kleinigkeit gekocht“ sagt meine Freundin,

als ich die Haustür aufschließe und in die warme Wohnung komme.

 

Und Ich staune nicht schlecht, als ich das Festessen sehe, das sie da gezaubert hat.

Und wie es duftet! Nach Braten. Nach Soße. Nach frischem Brot und Zimt.

 

So viele Gerüche, die sich mit der warmen Luft und mit ihrem Parfüm verbinden.

Sie gibt mir einen Kuss und ich setze mich an den Tisch und atme tief ein.

 

„Ich habe mich geirrt“, denke ich, und verstehe endlich, was die Kinder gemeint haben.

„Glück kann so unfassbar gut riechen.“