Beiträge

Glücksbringer

Es kann losgehen. Seit Montag steht der endgültige Kader, morgen gibt es noch ein
Testspiel gegen Saudi-Arabien und am Dienstag fliegt der DFB-Tross schließlich nach
Russland zur WM. Im Gepäck ist dann neben Trikots und Trainingskleidung wohl auch jede
Menge Aberglaube. Wie früher schon.

Um das Glück zu beschwören soll Miro Klose sich zum Beispiel immer erst den rechten und
dann den linken Schuh angezogen haben. Mario Gomez vertraut als Talisman auf seine
Schienbeinschoner aus Juniortagen. Und Jogi Löw hatte bei der WM 2010 immer seinen
blauen Erfolgs-Pulli an.

Bei den Fans ist es nicht anders. Ich kenne jemanden, der sitzt immer auf demselben
Sessel, wenn Deutschland spielt. Ein anderer trinkt immer dieselbe Biermarke und noch
eine andere trägt – so wie ich – meistens dasselbe Shirt. Tja, und Daumendrücken – ich
glaube, das haben wir alle schon mal gemacht. Letztlich ist das ja auch Aberglaube.

Wenn wir abergläubisch sind, dann stehen wir damit in alter Tradition. Martin Luther soll
regelmäßig mit blankem Hintern ins Bett gegangen sein, um so den Teufel zu vertreiben.
Und schon das Alte Testament erzählt von weisen Menschen, die versucht haben, mit
bestimmten Handlungen oder Gegenständen den Gang der Dinge mit zu beeinflussen.

Sozusagen mit Magie. Allerdings haben diese Menschen auch gewusst, was Mario Gomez
3000 Jahre später in einem Interview gesagt hat. Angesprochen auf seine persönlichen
Glücksbringer hat er geantwortet: Ich weiß, dass das alles letztlich nichts bringt.

Ein bisschen Aberglaube ist nichts Schlimmes. Entscheidend ist, dass ich dabei frei bleibe.
Das heißt, dass auch ich weiß, was Mario Gomez und die weisen Menschen im Alten
Testament wussten: Unsere menschliche Macht ist sehr, sehr begrenzt.

Zum Glück. Denn genau deshalb muss ich keine Schweißausbrüche kriegen, falls mein Shirt
vielleicht mal in der Wäsche ist, wenn Deutschland spielt. Wenn die deutsche Mannschaft
gewinnt, dann nicht deshalb, weil ich ein bestimmtes Shirt anhabe oder Mario Gomez seine
alten Schienbeinschoner trägt. Wenn die deutsche Mannschaft gewinnt, dann deshalb, weil
sie mindestens ein Tor mehr geschossen hat als der Gegner.
In diesem Sinne: Viel Glück, Jungs!

Sie können den Beitrag unter dem folgenden Link anschauen:

https://www.ardmediathek.de/tv/Aus-christlicher-Sicht/aus-christlicher-sicht-07-06-2018/SR-Fernsehen/Video?bcastId=8638724&documentId=52999864