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Glück im Unglück

„Hatten ihr schon einmal Glück im Unglück?“ frage ich die Schüler. Murmelnd überlegen sie. Einer meldet sich und sagt: „Bin mal fast vom Auto überfahren worden! Is‘ aber alles gut gegangen. Hab‘ mir nix gebrochen! ‚War nochmal Glück im Unglück,‘ hat der Notarzt gesagt.“ Dann meldet sich Oday, ein junger Mann aus Syrien. Er erzählt: „Ich hatte einmal Glück im Unglück als bei uns im Nachbarhaus eine Rakete eingeschlagen ist…“ Ungläubiges Staunen in der Klasse.

Ich will gerade nachfragen, warum es ein Glück ist, wenn im Nachbarhaus eine Rakete einschlägt, da setzt Oday seinen Satz fort: „als bei uns im Nachbarhaus eine Rakete eingeschlagen ist, und sie nicht explodiert ist!“ Ein Blindgänger, denke ich und verstehe jetzt, was Oday sagen will. Was für ein krasses Beispiel dafür, „Glück im Unglück“ zu haben, fährt es mir durch den Kopf. Denn, dass Raketen in mein Nachbarhaus einschlagen werden, ist doch eher unwahrscheinlich. „Tja“, denke ich, „für mich schon, aber in anderen Ländern erleben Menschen das tagtäglich.“ So wie Oday, noch keine zwanzig Jahre alt.

Bis zum Klingeln reden wir über Odays Beispiel. Und alle merken: Wir können unendlich dankbar sein, dass wir nicht das erleben müssen, was Oday passiert ist. Bei uns in Deutschland herrscht Frieden. Und ich hoffe, dass Oday so etwas zur Ruhe kommen und die Angst vor Raketen etwas vergessen kann. Als die Stunde vorbei ist und ich meine Sachen zusammenpacke danke ich Gott für den Frieden, in dem ich leben kann. Und ich bitte ihn, dass Er auch anderen Ländern Frieden bringen möge.