Beiträge

Glück im Unglück

„Alle sind gegen mich!“ Der kleine Junge ist total genervt. Von Mama, von Papa, von seiner Schwester. Und dann hat er gerade auch noch beim Brettspiel verloren. Das war zuviel für ihn.

Klassischer Fall von Lagerkoller. Seit Tagen fast nur noch zuhause. Keine Schule mehr, keine Freunde mehr getroffen, kein Fußballtraining mehr.

Der Vater nimmt seinen Sohn zur Seite und geht mit ihm den Tag durch. Was war schön, was war blöd. Und siehe: Der Endstand ist 8:4. Acht schönen Dingen stehen nur vier gegenüber, die blöd waren. Der Junge lächelt.

Diese Erfahrung hat ein User auf Facebook geteilt. Ich habe das gelesen und dachte: Es gibt aktuell vielleicht ganz schön viele von solchen kleinen Jungen. Auch solche, die schon erwachsen sind. Mich manchmal eingeschlossen.

Ich denke, wir alle leiden momentan unter den Kontaktbeschränkungen der Regierung. Klar, ich weiß, dass sie sinnvoll sind. Aber schön ist trotzdem was anderes. Ich möchte rausgehen, Freunde treffen und (naja, die Maskenbildnerin hat ganze Arbeit geleistet, aber) auch zum Friseur möchte ich mal wieder.

Allerdings denke ich auch: Wir sollten uns alle immer wieder vor Augen führen, in welchem Glück im Unglück wir leben. Es gibt ein gutes Gesundheitssystem in diesem Land. Mit tollen Mitarbeitern, die sich gerade den Allerwertesten aufreißen. Natürlich herrschen dort auch viele Missstände und dagegen hilft kein Applaus von Balkonen, aber trotzdem: Es ist immer noch eins der besten der Welt. Nicht zuletzt in den griechischen Flüchtlingslagern sieht die Welt ganz anders aus.

Und wir können in Deutschland rund um die Uhr frei chatten, mailen, telefonieren, mit oder ohne Bild – und so miteinander in Kontakt bleiben. Dazu noch ein Unterhaltungsprogramm zum Zeitvertreib in den diversen Medien, das viel mehr bietet als man jemals konsumieren könnte.

Und – vielleicht das Wichtigste: Wir lernen offenbar gerade wieder, unsere Nächsten im Blick zu haben. Viele engagieren sich in der Nachbarschaftshilfe, melden sich freiwillig, um andere zu unterstützen.

Ich glaube, wenn wir uns das Alles klarmachen, dann kommt bei uns am Ende des Tages auch ein Endstand raus, bei dem vielen guten Dingen deutlich weniger schlechte gegenüberstehen. Wie bei dem kleinen Jungen vom Beginn. Bleiben Sie behütet!