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Glaubenstraining

Die letzten Wochen des Jahres haben begonnen. Zeit für Rückblicke, Bilanzen, Resümees. Was gab es in diesem Jahr Besonderes?

Ich persönlich habe in diesem Jahr begonnen, regelmäßig Rad zu fahren. Gründe dafür gab es gleich mehrere: Vor einiger Zeit musste ich zu einem Gesundheitscheck ins Krankenhaus. Nach einem Belastungs-EKG hat mich der Herzspezialist gefragt, ob ich Sport treiben würde. Ich musste gestehen, dass ich meine Fitness schon einige Jahre vernachlässigte. Der Arzt riet mir dann,  regelmäßig Sport zu machen. Also habe ich angefangen, regelmäßig zu strampeln.

Außerdem werben die beiden großen christlichen Kirchen im Saarland jedes Jahr vor Ostern in der Fastenzeit dafür, sich am sogenannten „Autofasten“ zu beteiligen. Dabei geht es darum, das Auto mal stehenzulassen und stattdessen zum Bespiel mit dem Rad zu fahren. Dadurch verringert sich der CO2-Aussstoß, der maßgeblich zur Klimaerwärmung beiträgt. Als Christ möchte ich aber pfleglich und verantwortungsbewusst mit Gottes Schöpfung umgehen. Also habe ich mir im Frühjahr ein Rad gekauft. Etwas sportlicher sollte es schon sein, denn ich wollte, wenn immer möglich, damit ins Büro fahren. Und das sind immerhin rund 20 Kilometer, einfach Strecke. Beim ersten Mal brauchte ich dafür eineinhalb Stunden. Als ich abends wieder zuhause war, taten mir Körperteile weh, von denen ich bis dato gar nicht wusste, dass ich sie hatte. Ich war erschöpft und hab gleich am nächsten Tag mein Fahrrad wieder gegen die Bahn eingetauscht. Aber schon nach vier Tagen war ich bereit für den nächsten Versuch. Diesmal ging es schon besser. Nach drei Wochen hat mir nach dem Radfahren überhaupt nichts mehr wehgetan. Und mittlerweile kann ich mich täglich, ohne Pausentage dazwischen, für längere Strecken aufs Rad schwingen. Es ist sogar so, dass ich viel energetischer im Büro bin, als wenn ich faul mit dem Auto fahre. Meine Fahrzeit hat sich auf eine gute Stunde verkürzt. Und wenn ich mal wenig Zeit habe, kombiniere ich Rad- und Bahnfahren.

Warum ich Ihnen das alles erzähle? Weil ich denke, dass man nicht nur seinen Körper regelmäßig trainieren sollte, sondern auch den eigenen Glauben und die eigene Spiritualität. Zum Beispiel jetzt, im Advent und in der Weihnachtszeit. Ich kenne viele Menschen, die sich in ihren normalen Alltag nur wenig mit spirituellen Fragen beschäftigen. Wer betet schon noch regelmäßig mehrmals am Tag? Wie viele erleben bewusst das Kirchenjahr mit? Im Advent und an Weihnachten ist das anders: Da kommen Adventskränze und –kalender, Kerzen und Lichter zum Einsatz und der in Deutschland obligatorische Tannenbaum. Und viele, die das sonst nicht so häufig tun, gehen am Heiligen Abend sogar in eine Kirche zum Gottesdienst. Christliche Symbolik allenthalben, Zeugnis einer Sehnsucht nach einem Mehr im Leben, wenigstens einmal im Jahr.

Ich finde, das ist ein guter Anfang. Aber so, wie man nicht erwarten kann, topfit und leistungsfähig zu sein, wenn man nur einmal im Jahr Rad fährt, – so ist das auch im Glauben. Auch spirituelle Übungen, Gebet, Meditation, Gottesdienst entfalten ihre volle Wirkung erst durch regelmäßige Wiederholung und beständiges Einüben. Um ein spirituell reiches Leben zu führen, muss man nicht in ein Kloster gehen. Das kann jede und jeder in ihrem normalen Leben erreichen. Schließlich fahren auch nur ganz wenige bei der Tour de France mit. Aber für eine durchschnittliche spirituelle Fitness sollte man einfach dran bleiben. Regelmäßig ein wenig tun – auch über den Advent hinaus – hilft da mehr als kurzzeitige Höchstleistung.

Ich wünsche Ihnen einen geistlich geprägten Rest-Advent und eine gesegnete Weihnachtszeit. Vielleicht ist es ja der Beginn von viel mehr!