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Gewohnter Luxus

Mein Auto war für eine Woche in der Werkstatt. Ich habe in dieser Zeit natürlich ein Ersatzauto gekommen. Naja – Auto. Basisversion eines Kleinwagens. Ganz nett, aber keine Einparkhilfe, die piepst, wenn die Mauer oder das hinter mir stehende Auto zu nahe kommt. Kein Licht und keine Scheibenwischer, die sich automatisch anschalten bei Dämmerung oder Regen. Und auch keine Zentralverriegelung und keine elektrischen Fensterheber. Wenn ich das Fenster öffnen wollte, muss ich kräftig kurbeln.

Und da war ich wieder in meiner eigenen Geschichte drin. Solche Autos waren mal normal. Meine ersten Autos hatten alle diese Extras auch nicht, auch wenn sie zur Mittelklasse gehörten. Diese Extras gab es damals schlicht noch nicht.  Und jetzt plötzlich war das neu für mich, dass sie fehlten. Ungewohnt, teilweise lästig, wenn ich nach dem Aussteigen erst einmal das Auto umkreisen musste, um alle Türen zu verschließen. Komisch,  hab ich gedacht. Alle diese neuen Extras fand ich ganz am Anfang einmal total überflüssig. Dann fand ich sie ganz nett und mittlerweile bin ich fast abhängig von ihnen.

Es ist wie so oft im Leben: Wenn irgendetwas besser wird, habe ich mich ganz schnell dran gewöhnt, finde es völlig richtig so und kann mir gar nicht mehr vorstellen ohne zu leben. Ohne Handy gehe ich nicht mehr aus dem Haus und wenn ich heimkomme schalte ich erst einmal meinen Computer an. Die Technik, die eigentlich nur mein Hilfsmittel sein soll, nimmt mich immer mehr in Besitz. Und ich muss feststellen: Ich lasse mich allzu gerne in Besitz nehmen von den Dingen, die ich eigentlich doch nur brauche, dass sie mir das Leben leichter machen. Aber dann entwickeln sie ihren eigenen Reiz, ihre eigene Dynamik. Die kleinen Helferlein des Alltags zu genießen, aber nicht abhängig von ihnen zu sein, sie zu gebrauchen aber nicht unbedingt zu brauchen – das muss ich wohl erst noch lernen.

Jesus hat einmal gesagt: Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Ich will mein Herz freihalten für das, wirklich wichtig ist im Leben: für Menschen und nicht für Geräte. Denn die machen mir zwar das Leben leichter, aber sie können keinen Menschen, keinen lieben Blick, keine fröhliche Aufmunterung ersetzen.