Beiträge

Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen

Liebe Zuhörerinnen und liebe Zuhörer, heute ist ein Tag, der mir besonders schwer auf dem Herzen liegt. Heute ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen. Allein während ich dieses Thema ausspreche, tauchen in meinem Kopf unzählige Bilder auf. Von Freundinnen, die mir von ihren eigenen schrecklichen Erfahrungen erzählen. Und Bilder aus meiner eigenen Vergangenheit, in denen ich von Schimpfwörtern über Belästigung bis hin zu körperlicher Gewalt vieles erlebt habe.

All das bedrückt mich heute und macht mich traurig. Gleichzeitig bin ich aber auch wütend. Wütend darüber, wie wenig unsere Erfahrungen als Frauen anerkannt werden. Von Männern, aber eben auch von anderen Frauen.

Die Gewalt an Frauen ist real. Auch extreme Gewalt ist keine Seltenheit. Allein in Deutschland stirbt jeden dritten Tag eine Frau durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners.

Soweit ich sagen kann, macht ausnahmslos jede Frau Erfahrungen mit Gewalt. Körperlich oder psychisch. Statistisch gesehen ist es meistens nicht irgendein fremder Mann, sondern jemand aus dem näheren Umfeld, der gewalttätig ist.

Bei mir war das auch so. Zwei meiner früheren Partner haben mich verletzt. Einer körperlich und beide seelisch. Aber auch Erfahrungen mit fremden Männern, die sich übergriffig verhalten haben, sind in mein Gedächtnis eingebrannt.

Ich habe keine Angst vor Männern, aber trotzdem rechne ich viel zu oft mit dem schlimmsten. Allein, wenn ich zu einem Termin gehe, wo viele Männer sind, wappne ich mich mindestens für einen Kommentar. Zu meiner Kleidung oder meinem Körper. Ich weiß, mich erwarten Berührungen, die mir unangenehm sind.

Ja – das ist noch keine Gewalt. Aber so werden ganz langsam die Grenzen verschoben. Mal hier ein Kommentar zu meinem Körper, mal da eine Berührung an der Taille. Für mich: unangenehm und grenzüberschreitend. Von Männern *natürlich* einfach nur „nett gemeint“. Meine Grenze wird nicht beachtet.

Und leider gibt es dann halt auch die Männer, die testen, wie weit sie gehen können. Beleidigen ihre Freundinnen oder Ehefrauen oder Töchter. Dann eine Ohrfeige.

Oder schlimmer. Mit Fäusten und Tritten. In den Bauch, in den Rücken. Am besten so, dass es durch Kleidung verdeckt werden kann. Soll ja keiner mitbekommen. Sie beteuern ihre Liebe und sprechen von Reue. Verschieben die Grenze ihrer Frau immer weiter.

Es gibt Frauen, die wollen nicht sehen, dass dadurch ihr Leben in Gefahr ist. Sie tun die Gewalt ab, die ihnen von ihrem Partner oder Ex-Partner zugefügt wird. Nehmen die Männer in Schutz oder zeigen sie erst gar nicht an. „Er konnte nicht anders. Ich habe ihn dazu gebracht.“

Dabei ist doch buchstäblich: ihr Leben in Gefahr.

In unserem Grundgesetz Artikel 2 steht: Jeder Mensch hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Ich wünsche mir von Herzen, dass dieses GRUNDgesetz öfter Beachtung findet – vor allem für Frauen.

Ich denke heute an die Frauen, die Gewalt erfahren. Zum Beispiel zuhause, wo es kaum jemand mitbekommt. An dem Ort, der für sie sicher sein sollte. Und deshalb bitte ich heute Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer um Ihre Hilfe:

Sprechen Sie übergriffige Berührungen an, achten Sie auf unangebrachte Kommentare, machen Sie auf die Grenzüberschreitung aufmerksam. Halten Sie die Augen und Ohren offen für die Frauen, die Ihre Hilfe brauchen. Auch in Ihrem eigenen Umfeld. Denn schon mit ein bisschen Aufmerksamkeit im Alltag können Sie einen ganz großen Beitrag zu leisten, damit in Zukunft weniger Frauen Gewalt erfahren.