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Gesichter

„Hallo, Herr Puschke!“, ruft eine Stimme im Supermarkt. Ich drehe mich um und erkenne das Gesicht. Aber verdammt, wo gehört dieses Gesicht hin? Und welcher Name gehört zu diesem Gesicht? Es will mir nicht einfallen. Peinlich. Denn ich weiß genau, dass ich die Frau kenne.

So ergeht mir das manchmal, wenn Menschen in einem völlig anderen Zusammenhang auftauchen, als den, in dem ich sonst mit ihnen zu tun habe. Ich beginne mit unverfänglichen Sätzen ein freundliches Gespräch. „Ach, hallo! Wie geht es Ihnen?“ Während des Gesprächs durchstöbere ich mein Gedächtnis. „Wo gehört dieses Gesicht hin? Sport? Gottesdienst? Habe ich vielleicht ihr Kind getauft?“Aber das Gesicht findet nicht die richtige Zuordnung – und der Name fällt mir schon gar nicht ein. Man geht weiter seiner Wege.

Als ich wieder im Auto sitze, fällt es mir ein: die Frau arbeitet in der Apotheke. Natürlich! Und dann habe ich auch den Namen wieder. Zu spät. Manche Menschen gehören für mich einfach an einen bestimmten Ort. Tauchen sie woanders auf, – was natürlich ihr gutes Recht ist -, sind sie mir einerseits bekannt und zugleich völlig fremd. Wahrscheinlich ergeht es anderen Menschen mit mir genauso. Sie erkennen mich und erkennen mich doch nicht. Irgendwie beruhigend, dass es mit dem Gott, an den ich glaube, anders ist. Im Psalm 139 wird das so formuliert:

Mein Gott. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.