Geschwisterstreit

Dass Geschwister sich gehörig zoffen können, ist bekannt. Dass sie sich mitunter auch gegenseitig umbringen – ja, kommt vor.
Ein sehr alter Kriminalfall dieser Art findet sich in der Bibel.
Die Brüder Kain und Abel wachsen heran. Der ältere Kain wird „Ackermann“, der Jüngere, Abel, Schäfer. Beide tun ihre Arbeit, beide sind fromm und bringen Gott Opfer dar. Kain von dem, was er auf den Feldern erntet, Abel bringt Lämmer.
Eines Tages hat Kain den Eindruck, Gott fände Abels Lämmer besser, und seine vegetarischen Gaben kämen nicht so gut an. Das macht ihn so was von sauer. Und zwar auf seinen Bruder – der ja eigentlich gar nichts dafür kann.
Gott sieht Kains maßlosen Zorn. Und er wundert sich: „Ärger‘ dich doch nicht. Es zählt doch einzig und allein, dass du mir etwas gebracht hast.“ Und er warnt ihn: „Wenn du die Macht über deinen Zorn verlierst, wird alles noch viel schlimmer. Dann beherrscht dich nur noch diese Wut.“
Gott rät also dringend zur Affektkontrolle. Bleib‘ maßvoll!
Vergebens. Kain erschlägt seinen Bruder Abel. Aus Eifersucht. Nur, weil er vermutet, dessen Opfergabe sei Gott lieber gewesen. Gott verflucht den Kain.
Aber seltsamerweise will er ihn auch beschützen. Es ist klar, dass der Mörder fliehen muss. Zu schlimm ist seine Tat. Kain befürchtet, dass ihm mit gleicher Münze heimgezahlt wird. Damit das nicht geschieht, macht Gott ein Zeichen an ihm, das Kainsmal. Es ist eine Schutzmarke.
Er überlebt, gründet eine Familie, baut eine Stadt, bekommt Kinder, Enkel, Urenkel.
Die erinnern sich an die Bluttat ihres Urahns Kain. Sie erinnern sich – und spüren, noch zig Generationen später, die Last dieser Schuld.
Die Geschichte von Kain und Abel – es geht um Hass und Gewalt, ums Überleben und darüber, dass Lasten auch vererbt werden.