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Gerechtigkeit im Kleinen

Er war ein Lebemann, Frauenheld und NSDAP-Mitglied: Ich spreche von Oskar Schindler. Heute vor genau 109 Jahren wurde er geboren. Gemeinsam mit seiner Frau hat er als Unternehmer während des Zweiten Weltkrieges etwa 1200 Juden vor der Ermordung durch die Nazis gerettet. Eindrucksvoll in Szene gesetzt im Hollywood-Film „Schindlers Liste“. Hatte Oskar Schindler zunächst von Juden als Zwangsarbeitern profitiert, widerte ihn die Behandlung der hilflosen jüdischen Bevölkerung im Laufe der Zeit jedoch mehr und mehr an. Seine finanziellen Interessen traten allmählich dem Verlangen gegenüber zurück, so viele Juden wie möglich vor den Nationalsozialisten zu retten. Am Ende der Entwicklung haben Schindler und seine Ehefrau nicht nur ihr gesamtes Vermögen, sondern auch ihr Leben aufs Spiel gesetzt.

„Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn das Himmelreich ist ihrer“ sagt Jesus in der Bergpredigt. Er stellt damit diejenigen besonders heraus, die sich gut, menschlich, fair und gütig verhalten – auch wenn sie deswegen bedroht werden. Menschen mit Zivilcourage, die Leid, Schmerz und Ungerechtigkeit nicht ausweichen, sondern aktiv etwas dagegen tun. Jesus nimmt sie in seinen Schutz, in seine Verantwortung, in seinen Anspruch hinein. So ist der, der sich für eine gerechte Sache einsetzt und verfolgt wird, Jesus ganz nahe. Egal, ob er an ihn glaubt oder nicht.

Diese Gerechtigkeit, von der Jesus spricht, fängt im Kleinen an. Da muss man nicht gleich Leistungen bringen wie Oskar Schindler, über die später sogar mal ein Hollywoodfilm gedreht wird. Gerechtigkeit beginnt zum Beispiel in einer Gruppe von Menschen, in der einer von den anderen provoziert und bloßgestellt wird. Einer, der kaum eine Chance hat, sich zu wehren. Er wird gemobbt: in der Schule, am Arbeitsplatz, im Internet. Hier kommt es darauf an, einzuschreiten. Sich schützend vor den zu stellen, auf den eingehauen wird. Immer wieder zu versuchen, einen menschlichen Umgang miteinander zu finden und sich an Menschen wie Oskar Schindler zu erinnern oder einfach an Jesu Worte: Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn das Himmelreich gehört ihnen jetzt schon.