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Genug gefastet

Seit Donnerstag habe ich Ihnen jeden Morgen etwas vom Fasten erzählt. Von der Chance, sich im Fasten von unguten Bindungen frei zu machen und sich auf das zu besinnen, was wirklich wichtig ist.

Heute am Sonntag, geht’s darum, dass auch mal Schluss sein muss mit dem Verzichten:

Seit zwei Jahren haben wir gefastet. Wir haben Kino und Konzerte gefastet. Theater und Tanzen, Urlaubsreisen und Badevergnügen. Freunde treffen und sie umarmen. Wir haben Gottesdienst gefastet. Wir haben auf Restaurantbesuche verzichtet und auf Familienfeste.  Kinder haben Schule gefastet. Studierende Uni. In meiner Familie gab es während der Pandemie zwei Todesfälle. Wir mussten Abschiednehmen fasten und angemessene Trauerfeiern.

Im ersten Lockdown durften die Christen nicht gemeinsam Ostern feiern. Das muss man sich schon mal auf der Zunge zergehen lassen: Zum ersten Mal in der Geschichte der Christenheit haben die Kirchen das Osterfest selbst gefastet. Das Fest, von dem sie leben: Dass die Liebe Gottes stärker ist als der Tod.

Ja, wir haben genug gefastet. Irgendwann muss Schluss sein mit der Fasterei.

Findet übrigens auch Jesus. Als seine Kritiker sich bei ihm beschwerten, weil seine Jünger nicht fasteten, sagte er: „Wie können die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist.“

Heute, am Sonntag, rede ich nicht vom Fasten, sondern vom Feiern. Weil selbst mitten in der Fastenzeit jeder Sonntag ein Osterfest ist. Hoch-Zeit der Liebe Gottes, die stärker ist als der Tod.

Ab morgen mag’s wieder Wasser geben. Heute kommt Wein auf den Tisch.