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Gelöschte Grüße

„Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich elektronisch übermittelte Ostergrüße ungelesen lösche.“ Diese Nachricht schickte mir ein Kollege, dem ich per E-Mail „Frohe Ostern“ gewünscht hatte. Ich muss sagen: Da war ich wie vor den Kopf gestoßen. „Irgendwie ungerecht“, habe ich gedacht. Denn ich hatte mir ja immerhin die Zeit genommen, ihm persönlich zu schreiben.

Ich habe ihn gefragt, warum er sich weigert, elektronische Ostergrüße zu lesen. „Ich fühle mich wirklich zugemüllt von den vielen Ostergrüßen, die dann noch an einen großen Verteiler versandt werden“, hat er geantwortet, „Da geht es gar nicht um den Einzelnen.“

Okay, das kann ich schon irgendwie verstehen. Auch wenn ich fand, dass er etwas überreagiert hat. Ich freue mich auch über Grüße per E-Mail. Aber natürlich füllen sie als unpersönliche Massensendungen einfach oft nur das Postfach.

In der Bibel gibt es eine Vielzahl von Beispielen, in denen Menschen aufgefordert werden, das, was sie tun, auch aus tiefster Überzeugung zu tun. Zum Beispiel, wenn sie etwas spenden. Das sollen sie freiwillig und für den guten Zweck tun. Und nicht, damit andere gut von ihnen reden.

Es geht also um die Motivation, mit der ich etwas tue. Eine Gradwanderung, finde ich. Nicht immer bin ich mir über meine Motive im Klaren. Aber ich selbst möchte auch wirklich persönlich gemeint sein, wenn mich jemand anschreibt. So wie mein Kollege. Er hat mich dazu angeregt, bei dem, was ich tue, den einzelnen Menschen wieder stärker in den Blick zu nehmen.

Mein Kollege jedenfalls bekommt von mir jetzt Postkarten, handgeschrieben.