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Geduldsfaden

Alle Jahre wieder das gleiche. Wie immer kurz vor Weihnachten denke ich mir: Ja, er muss wirklich sehr, sehr lang sein. Ich meine den Geduldsfaden Gottes. Auch an diesem Weihnachtsfest feiern wir, dass Gott zur Welt kommt, Mensch wird in diesem neugeborenen Jesus. Genauso wie jeder Mensch fängt Gott als kleines Baby an. Genauso wie jeder Mensch – so ist auch das Baby Jesus auf Liebe und Geborgenheit angewiesen. Darauf, dass es gute Lebensbedingungen vorfindet, um schließlich den eigenen Weg zu gehen. Gott kommt nicht als König, Kaiser oder als irgendein anderer mächtiger Herrscher auf die Welt, sondern als kleines, wehrloses, hilfsbedürftiges Kind.

Gott vertraut offensichtlich darauf, dass es diese Welt und die Menschen gut mit ihm meinen. Er will mit der Hilfsbedürftigkeit eines neugeborenen Kindes an das Beste in uns Menschen andocken: an unsere Fähigkeit, andere zu lieben und Verantwortung für sie zu übernehmen. Mit einer Liebe und Fürsorge, die eben nicht nur für den Gottessohn gilt, sondern für jedes Kind. Wenn wir aber ehrlich auf das Leben unserer Kinder schauen, dann sehen wir, dass es nicht jedem Kind, hier bei uns, gleichermaßen gut geht – von den Kindern in aller Welt ganz zu schweigen. Und da bin ich wieder beim Geduldsfaden Gottes, der wie gesagt sehr, sehr lang sein muss.

Ich weiß, dass wir Menschen besser miteinander umgehen können. Also: Warum tun wir es dann nicht? Warum sind wir oft so zögerlich und langsam? Schließlich sind  Kinder unser wertvollste Gut – und dürfen uns auch etwas wert sein. Darum finde ich es gut, dass Geld in die Ausbildung von dringend gesuchten Erzieherinnen und Erzieher gesteckt wird. Wir brauchen gute Kitas, in denen kompetente Frauen und  – ausdrücklich auch – Männer die Kinder in ihrer Entwicklung begleiten und fördern.

Und wir sollten auch den nächsten Schritt nicht vergessen – nämlich, dass wirklich allen Kindern eine Kita auch offensteht und es nicht an dem Beitrag scheitert.  Vielleicht klappt es ja damit 2019. Und vielleicht sogar schon vor dem nächsten Weihnachtsfest.

 

 

Die Beiträge der Sendung “Aus christlicher Sicht” können Sie unter folgendem link ansehen:
https://www.sr.de/sr/fernsehen/sendungen_a_-_z/uebersicht/aus_christlicher_sicht/index.html