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Geduld

Ich war ungefähr sieben Jahre alt, als ich meinem Vater beim Hämmern und Sägen zugeschaut habe. Und natürlich wollte ich auch mitmachen. Mein Vater hat mir dann die Hand mit dem Hammer geführt und den Nagel festgehalten. Gepasst hat mir das aber nicht. »Ich kann das schon alleine«, hab ich gesagt.  Nach zähem Ringen hat mein Vater nachgegeben. Ich durfte den Hammer und die Nägel haben und die Nägel in das Brett hauen. Den ersten habe ich gekonnt versenkt, aber genau neben dem Brett. Den zweiten habe ich komplett schief gehauen. Und beim dritten endlich habe ich mir mit dem Hammer gewaltig auf den Daumen gehauen.

Das war meine erste echte Lektion in Sachen Geduld. Mit Geduld hätte ich sehen können, dass ich noch nicht so weit bin. Mit Geduld wären die Nägel gerade ins Brett gegangen. Mit Geduld wäre mein Daumen nicht grün und blau geworden.

In meinem Leben wünsche ich mir manchmal, dass Gott mir den Hammer aus der Hand nimmt. Wenn ich mich voll Ungeduld an einer Sache abmühe und vor mich hinstümpere, dann wäre es schön, wenn Gott das Ganze in seiner perfekten Art zurechtzimmern könnte. Aber meist packt mich in so einer Situation mein eigener Stolz, der sagt: »Ich schaffe das schon alleine.«

In der Bibel findet sich ein Hinweis für ungeduldige Menschen, die alles schon alleine können: »Übt euch in Geduld, Brüder und Schwestern, bis der Herr wiederkommt! Seht, wie der Bauer auf die köstliche Frucht seines Ackers wartet: Er übt sich in Geduld – so lange, bis Frühregen und Spätregen gefallen sind.« Gott weiß, wie dringend ich daran erinnert werden muss, Geduld zu haben, langsam zu machen und zu warten. Das Bild des Bauern zeigt das gut. Egal, wie ungeduldig ein Bauer auch ist, dadurch wächst kein Halm schneller aus der Erde und wird keine Kartoffel dicker. So viel Zeit er auch aufs Säen verwendet, so viel Zeit muss er auch auf das Warten verwenden, bis Gott die Saat aufgehen lässt.

Vielleicht ist es in meinem Leben öfter Zeit, den Hammer an Gott abzugeben, damit er die krummen Nägel aus dem Brett zieht und sauber wieder einschlägt. Ich sollte auf so ein Wort zur Geduld hören. Ich sollte ich erkennen, welcher Weg für mich besser ist als der, auf dem ich mich festgefahren habe. Ich sollte erkennen, was für eine Weisheit in der Geduld steckt.