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Gedenken Flutkatastrophe Ahrtal in der Nacht zum 14. Juli 2021

Was hilft in schweren Zeiten? Was gibt Halt, wenn die Welt um einen zusammenbricht? Was lässt einen nicht verzweifeln, wenn eine schwere Krise zu bewältigen ist?

Ich müsste besser fragen: Wer ist für einen da, wenn es hart auf hart im Leben kommt?

In Gesprächen erzählen mir Menschen, dass ihnen ihre Familie Halt und Kraft gibt. Und oft heißt es: In der Not habe ich erst erlebt, wer wirklich mein Freund und meine Freundin ist.

Denn etliche erfahren schmerzlich, dass sich eine Freundschaft in einer Krise nicht bewährt hat. Für viele eine bittere Enttäuschung, die aber zugleich klar zeigt, welche Menschen tatsächlich für einen da sind und zur Seite stehen.

In der Bibel heißt es treffend: „So ist’s ja besser zu zweien als allein; denn sie haben guten Lohn für ihre Mühe. Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf.“ (Prediger 4, 9) – Freundschaft bedeutet genau das, da zu sein, einem anderen aufzuhelfen – sich darauf verlassen zu können, dass die Freundin einen nicht am Boden liegen lässt.

Auch die verheerende Flutkatastrophe im Ahrtal vor zwei Jahren steht für solche Erfahrungen. Plötzlich war für die Menschen dort nichts mehr wie zuvor. Manche mussten mitansehen, wie ihre Liebsten von den Fluten mitgerissen wurden, viele verloren ihr ganzes Hab und Gut. Neben den Einsatzkräften kamen Menschen, um ihren Freunden in dieser schrecklichen Krise beizustehen. Aber auch sich zunächst fremde Menschen begegneten sich: Da packten Unbekannte einfach mit an, schaufelten den Schlamm aus den zerstörten Häusern, brachten ihre Gerätschaften, ihre Zeit, ihre Kraft, ihre Hoffnung mit – und zeigten so: Du bist nicht allein in der Not; wir stehen dir zur Seite und lassen dich nicht im Stich. Inmitten von Zerstörung, Ungewissheit und des Bangens, wie wird es weitergehen, waren wahre und verlässliche Freunde und Freundinnen da. – Eine solche Unterstützung wünsche ich auch den Menschen hier bei uns, besonders in Freisen-Asweiler, nach den schlimmen Gewitterschäden.

Genau das brauchen wir, um in den schweren Krisen und Katastrophen nicht zu verzweifeln: Eine Gemeinschaft, die trägt, Freundschaften, die aufhelfen, wenn wir am Boden zerstört sind. Menschen, die da sind und die Trauer um die vielen Verluste begleiten, die nicht vergessen, dass es Zeit braucht, um sich wieder in einem „Leben danach“ zurecht zu finden. Menschen, die die politische Verantwortung übernehmen und mit ihren Möglichkeiten dafür sorgen, dass Zusagen und Versprechen der Wiederaufbauhilfen auch gehalten werden. Das gemeinsame Lernen aus den schmerzlichen Erfahrungen anderer, um Klimaschutz und technischen Möglichkeiten zu verbessern, damit sich das Ausmaß einer ähnlichen Katastrophe nicht wiederholen muss.

 

Der Link zur Mediathek: https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=129665