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Gedanken einer Kerze

Stellen Sie sich vor, Sie könnten hören, wie eine Kerze Ihnen von Ihrem Leben erzählt:

„Hübsch hier. Jetzt wo ihr mich angezündet habt, kann ich auch eure Gesichter gut sehen. Ich sehe, wie ihr euch freut, weil ich ein bisschen Licht mache und Wärme ausstrahle. Deshalb freue ich mich, dass ich für euch brennen darf. Sonst würde ich vielleicht irgendwo in einer Schublade oder einem Karton rumliegen. Einen Sinn habe aber ich erst, wenn ich brenne.

Aber ihr wisst: je länger ich brenne, desto kürzer werde ich.

Das sind meine beiden Möglichkeiten: Entweder ich liege im Dunkeln rum und bin vergessen, oder aber ich brenne, gebe alles, was ich habe, damit ihr Licht und Wärme habt. Wenn ich brenne bedeutet das aber auch, dass mein Ende kommt.

Aber wenn ihr mich fragt, ich finde es schöner und sinnvoller, etwas herzugeben – zu brennen, als kalt und vergessen zu bleiben.

Bei euch Menschen ist es ähnlich:

Entweder ihr zieht euch zurück, bleibt für euch und es bleibt kalt und leer, oder ihr geht auf Menschen zu und schenkt ihnen eure Wärme und euer Licht. Dann bekommt euer Leben Sinn. Dafür müsst ihr etwas von euch selbst hergeben. Von eurer Freude, eurer Herzlichkeit, eurem Lachen, von eurer Liebe und vielleicht auch von eurer Traurigkeit.

Kurz gesagt: nur wer sich verschenkt, wird reicher. Je mehr ihr für andere brennt, um so heller wird es in euch selbst. Ich glaube, in vielen Menschen ist es deswegen düster, weil sie Angst haben, anderen ein Licht zu sein.

Ein einziges Licht, das brennt, ist mehr wert als alle Dunkelheit der Welt. Also, lasst euch ein wenig Mut machen von mir, einer winzigen, kleinen Kerze.