Gebt alles
„Strebe nie nach Dingen, die auch Dümmeren gelingen.“ Ich weiß nicht, woher der Spruch kommt. Ich finde ihn jedenfalls cool. Deshalb habe ich ihn neulich in einer eher zufälligen Runde mal rausgehauen. Und wurde dafür heftig angegangen. Wie ich so etwas sagen könne. Ob es nicht gerade als Pfarrer meine Aufgabe sei, Menschen zur Bescheidenheit zu ermahnen. Nö. Und wie ich mir anmaßen könne, die einen als dümmer als die andern zu bezeichnen. Na ja, ist halt so. Es gibt Begabte und weniger Begabte. Und Gott sei Dank gibt es auch Hochbegabte. Und ich erwarte von allen, dass sie danach streben, Dinge Ihrer Begabung entsprechend zu tun. Ich werde den Teufel tun, Menschen zu ermahnen, sich mit Mittelmaß zufrieden zu geben, wenn sie mehr geben können.
„Gebt alles“ heißt ein Lied von Cassandra Steen:
Gewinner seid Sieger,
Taucher taucht tiefer,
Sänger singt von der Herrlichkeit,
Gläubige erzählt von der Ewigkeit,
Richter richtet uns milder,
Tänzer tanzt noch viel wilder,
Sehnsucht werde heißer,
Sesam öffne dich weiter.
Gebt alles, behaltet nichts für euch.
„Strebe nie nach Dingen, die auch Dümmeren gelingen.“ Das hat nichts mit Hochmut zu tun, oder damit, sich über andere zu erheben. Es ist eine Verpflichtung.
Gegen Hochmut empfehle ich einen Satz aus der Bibel (1. Kor. 4,7): Was hast du, das du nicht empfangen hättest.
Begabung ist kein Anlass für Hochmut, sondern ein Grund zur Dankbarkeit und eine Aufgabe. Deshalb: Gebt alles.