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Gastfreundschaft

Es war Karsamstag. Gemeinsam mit vier einheimischen und internationalen Entwicklungshelfern war ich im Nord-Westen von Uganda unterwegs. Unser Ziel konnten wir vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr erreichen. Im Dunkeln weiter zu fahren war damals, 1999, lebensgefährlich, vor allem wegen der Rebellen.

„Ich kenne ganz in der Nähe eine Frau, bei der wir übernachten können,“ sagte David.

Es hat sich herausgestellt, dass David unsere Gastgeberin Caroline vor 10 Jahren bei einem Workshop kennengelernt hatte. Danach hatten sich die beiden nie wieder getroffen. Aber – kein Problem. Caroline hieß uns sehr herzlich willkommen, hat sich mehrfach bedankt, dass wir bei ihr Schutz suchen, hat ihre älteste Tochter Wasser am Brunnen holen lassen, damit wir duschen konnten, und hat alles aufgetischt, was sie im Haus hatte. Wir haben einen schönen Abend miteinander verbracht und gut geschlafen auf dem provisorischen Nachtlager. Am nächsten Morgen haben wir gemeinsam den Ostersonntag mit Gottesdienst und Gebet gefeiert. Nach dem Frühstück haben wir uns verabschiedet und sind weitergefahren. Es war schön, solche Gastfreundschaft zu erleben.

Für die meisten Menschen in Deutschland ist Gastfreundschaft heute nicht mehr unmittelbar überlebenswichtig. Und doch sehnen auch wir uns danach, willkommen zu sein.

Gastfreundschaft umfasst mehr als gute Umgangsformen. Es geht auch nicht so sehr darum, was wir geben, sondern wie wir es geben. Ob wir von Herzen schenken, ob wir dem Anderen wirklich begegnen wollen.

Caroline hat mehr geschenkt als eine offene Tür. Es war die Botschaft: „Ihr seid wichtiger als unser geregeltes Leben. In Euch nehmen wir Christus auf.“

Seither übe ich, meine Tagespläne nicht absolut zu setzen. Nicht zu beschäftigt zu sein, nicht zu entfernt von meinen Mitmenschen, um sie zu empfangen, ihnen von Mensch zu Mensch zu begegnen. Es ist keine einfache, aber eine wichtige Übung. „Vergesst die Gastfreundschaft nicht!“, steht in der Bibel. „Denn so haben schon einige Engel beherbergt, ohne es zu wissen.“