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Fusionitis

Die Fusionitis bedroht derzeit mal wieder unser kleines Saarland. Diesmal möchten die „aus dem Reich“ zwar nicht gleich das ganze Saarland zu einem Pfälzer Regierungsbezirk machen. Diesmal greifen Hände nach unserem Saarländischen Rundfunk. Für zu klein befunden, heißt es. Deshalb: Zusammenlegen, fusionieren. Mal wieder.

Wir in der evangelischen Kirche erleben gerade schmerzhaft, wie das mit dem Fusionieren ist. Meine Kirchengemeinde ist in so einem Prozess, muss mit der Nachbargemeinde zusammengehen, um wieder einen Pfarrer oder eine Pfarrerin einstellen zu können. Die beiden großen evangelischen Kirchenkreise an der Saar mit rund 40 Kirchengemeinden planen ihre Fusion für 2026. Ich kann mich erinnern: Es waren sogar mal drei Kirchenkreise mit über 50 Gemeinden, einer wird dann 2026 nur noch sein.

Spaß macht das nicht. Sondern richtig Arbeit. Zusammenzubringen, was noch gar nicht zusammengehört. Noch keine gemeinsame Geschichte hat. Dem Misstrauen zu begegnen, nur ein Übernahmekandidat zu sein. Nur geschluckt zu werden. Aufzugehen in einem zwar großen aber gesichtslosen Etwas.

Und richtig gut ist es auch nicht immer. Wege werden weiter, Angebote weniger. Liebgewordenes muss aufgegeben werden. Trauerarbeit. Fusion heißt auch nicht, dass die Qualität automatisch besser wird. Das, was übrigbleibt, soll ja mindestens gut sein. Und meistens erwartet man durch eine Fusion Besseres – und nicht nur einfach weniger. Eine schwierige, anstrengende und manchmal auch traurige Aufgabe (im Wortsinn: Auf-Gabe). Und ob es gelingt – das ist offen. Selbst das mit dem Geldeinsparen.

Aber manchmal geht es nicht anders: die Ressourcen brechen weg, das Personal fehlt, Menschen wenden sich ab. So geht es uns in der evangelischen Kirche.

Ich bin froh, dass jeder Schritt sorgfältig überlegt wird. Ob Fusion wirklich sein muss. Oder nicht. Oder noch nicht. Ob mit einer Fusion wirklich etwas gewonnen – und nicht nur Vieles verloren wird. Kleine Strukturen können besser, günstiger, effektiver sein. Näher an den Menschen sind sie auf jeden Fall. Großes kann im Kleinen entstehen. Muss aber nicht.

Zurück zum Saarländischen Rundfunk: Der ist gut aufgestellt. Effektiver als die großen Anstalten. Nah an uns Saarländern. Deshalb meine Meinung: So soll es bleiben!

 

Nachzuschauen in der SR-Mediathek: https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=121603