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Fünf Kerzen. Kinderdenkmal in Yad Vashem

Fünf Kerzen für 1,5 Millionen Kinder und Jugendlichen. Fünf Kerzen, die sich mit ihrem Licht tausendfach reflektieren – in einer Halle unter einem Felsen, einer Halle, die komplett verspiegelt ist.

Fünf Kerzen für 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche, die während der Nazi-Zeit ermordet wurden. Diese Halle gehört zum Kinderdenkmal in Yad Vashem, der Gedenkstätte in Jerusalem für die Opfer und Helden des Holocausts. Yad Vashem bedeutet sinngemäß: Denkmal und Name. So heißt es in der Bibel: „Ihnen allen errichte ich (…) ein Denkmal. (…) Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der niemals ausgetilgt wird.“

Dieser Ort macht was mit einem. Mir ist es jedenfalls so ergangen. Ich sehe es bis heute: Den Weg zur Kindergedenkstätte, kurz vor der Felsen-Halle stehen abgebrochene und unterschiedlich hohe Marmorstelen, symbolisch für das viel zu frühe und gewaltsame Ende der Kinder und Jugendlichen. Drinnen ist es dämmrig-dunkel bis auf das Licht der fünf Kerzen. Durch deren Spiegelung meint man, in einem riesigen Raum zu stehen. So unfassbar groß und grausam wie dieses Verbrechen an den Jüngsten. Ich spüre noch den Handlauf, an dem entlang es durch diesen Raum geht und ich höre die Stimmen von einem Endlos-Tonband: Name, Alter, Ort der ermordeten Kinder und Jugendlichen:

Lotte-Lore Loebenstein, zehn Jahre alt, geboren am 25. Juli 1932 in Hannover, ermordet am 21. Mai 1943 in Sobibor.

Später weiß ich: Es dauert fast drei Monate, um alle bisher bekannten Namen zu hören. Ich gehe langsam mit vielen anderen gemeinsam weiter, niemand spricht, fast alle weinen, ich auch.