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Friedhofsgeschichten: Der Freundschaftsbaum

Eine Friedhofsgeschichte: Der Freundschaftsbaum.

Einen besonderen Baum hat sich ein Freundeskreis ausgewählt. Er steht im Friedwald. Viele Jahrzehnte sind sie schon befreundet und teilen Freud und Leid miteinander. Sie haben ihre Kinder aufwachsen sehen, erlebt, wie sie nach und nach Großeltern wurden, verbringen bis heute viel Zeit miteinander, verreisen, besuchen gemeinsam Theater und Konzerte, feiern Feste. Wenn auch innig verbunden mit ihren jeweiligen Familien, ist ihre Freundschaft eine besondere Konstante in ihrem Leben. Deshalb auch diese Entscheidung für einen gemeinsamen Baum, an dem sie eines Tages beerdigt sein möchten.

Unter ihrem Freundschaftsbaum haben bereits drei von ihnen ihre letzte Ruhestätte gefunden – für die Weiterlebenden ist es ein tröstlicher Gedanke, sie dort beieinander zu wissen. Alle drei wurden christlich bestattet und in den Trauerfeiern von der Liebe und Freundschaft erzählt, in denen sie gehalten und verbunden waren. Liebe und Freundschaft, die ahnen lassen, was es heißt, in Gottes Liebe im Leben, Sterben und über den Tod hinaus geborgen zu sein. Auch daran erinnert ihr Freundschaftsbaum im Friedwald. Daran, was im Leben trägt und hält und Trost und Kraft schenkt, mit dem Tod von geliebten Menschen weiterleben zu lernen. Zugleich auch um den eigenen Platz zu wissen, am eigenen Ende, dort, bei den anderen, unter dem Freundschaftsbaum.