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Friedhofsgeschichten: Der Bestatter

Eine Friedhofsgeschichte: Der Bestatter.

Wir gehen nach einer Bestattung gemeinsam zurück – der Bestatter und ich, die Pfarrerin.

Wir kommen an einer Gräberreihe vorbei, die etwa zehn Jahre alt ist. Er bleibt kurz an einem Grab stehen.

Das Holzkreuz ist bereits verwittert, der Name kaum noch zu lesen. Es ist ohnehin ein Kreuz, das eigentlich nur solange steht bis der Grabstein aufgestellt wird. Der Bestatter sagt: „Ich weiß, da gibt es keine Angehörigen mehr. Ich bin froh, dass ich in einem solchen Fall etwas tun kann. Denn ich habe einen gewissen Vorrat an Holzkreuzen und werde eines davon hier aufstellen.“

Einige Zeit später komme ich wieder an dieser Gräberreihe vorbei – das verwitterte Kreuz ist weg, ein neues Holzkreuz steht auf dem Grab, der Name ist wieder zu lesen.

Für diesen Bestatter ist ein solches Tun selbstverständlich. Für ihn trägt es dazu bei, die Würde eines verstorbenen Menschen zu achten. Sein Beruf ist für ihn längst zur Berufung geworden. Für mich ist das ein besonders wertschätzender Umgang mit Sterben und Tod. Er tut es ehrenamtlich. – Nicht nur in dem Sinne, dass er für das neue Kreuz keine Rechnung stellen kann und dies unentgeltlich tut. Sondern auch ehrenamtlich, weil er mit seinem freiwilligen Dienst den Verstorbenen über den Tod hinaus die Ehre erweist.