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Frieden schaffen ohne Waffen?

„Frieden schaffen ohne Waffen“ – einen Aufkleber mit diesem Schriftzug hatte ich auf mein erstes Auto geklebt. Ein brauner Kadett C war das. Ich war damals davon überzeugt, dass es Frieden nur durch absolute Gewaltlosigkeit geben kann. Anfang der 90er Jahre brach auf dem Balkan der Krieg aus, der zum Zerfall Jugoslawiens führte. Als ich die Bilder von den zerstörten Dörfern, der vergewaltigen Frauen und den tausenden von Toten in den Massengräbern sah, wurde mir klar: Zur Not muss der Frieden auch mit Waffen verteidigt werden. Waffenlosigkeit kann auch zur Wehrlosigkeit werden. Die Wehrlosen sind den Gewalttätigen schutzlos ausgeliefert.

Diese brutale Wirklichkeit erleben wir nun auch seit dem 24. Februar in der Ukraine: Russische Truppen fallen über ukrainische Städte und Dörfer her und machen sie dem Erdboden gleich. Territorium wird erobert. Häuser und Geschäfte werden geplündert. Vergewaltigung, Folter und Massenmord gehören zur Kriegstaktik.

Aufhalten kann man ein solch grausames Treiben nicht durch politische Erklärungen und Protestreden, auch nicht durch fromme Gebete. Leider. Wichtig ist jetzt vor allem politische Einigkeit und militärische Stärke. Das ist die bittere Einsicht gerade aus dem Überfall der Ukraine durch russische Truppen. Als Christ bin ich davon überzeugt, dass Gewaltlosigkeit der bevorzugte Weg ist. Es ist aber auch Christinnen und Christinnen geboten, den bevorzugten Weg nicht zu gehen, wenn es darum geht, Wehrlose vor der Gewalt zu schützen.