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Freundliche Schilder

In Dillingen gibt es ein Verkehrsschild, auf dem steht:

„Bitte bis zur Haltelinie vorfahren! Kontaktschleife!“

 

Da gefällt mir. Ein freundliches Verkehrsschild.

Auf den meisten anderen Schildern dieser Art fehlt das „Bitte!“

Es wird vielmehr ein Gebot ausgesprochen, fast wie ein Befehl.

 

Hier aber: „Bitte!“ Eine Einladung, eine Empfehlung, ein freundlicher Rat.

 

Da fühlt man sich als Verkehrsteilnehmender doch gleich ganz anders behandelt.

Statt eines Gebotes von oben herab, begegnet mir eine Bitte.

 

Nun mag das verwundern, wenn ich solches gerade als Pfarrer besonders hervorhebe.

Ist nicht die Religion voller Gebote?

Sind nicht gerade die zehn Gebote ein Kern des christlichen und jüdischen Glaubens?

„Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!“

„Du sollst Vater und Mutter ehren!“

Und so weiter.

 

Doch die zehn Gebote sind in ihrer Fülle nicht erfasst, wenn wir sie nur als Gebote verstehen, die schlicht und einfach zu befolgen sind, weil Gott sie eben geboten hat.

 

Die zehn Gebote sind nicht in erster Linie Verbote, sondern sie stecken einen Rahmen ab, innerhalb dessen wir gut mit Gott und den Menschen leben können.

 

Sie sind Angebote.

 

Man kann sie auch so formulieren: „In meiner Nähe brauchst du dich von niemanden und nichts abhängig zu machen und unterkriegen zu lassen.

Das bedeutet: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“

„In meiner Nähe können Eltern und Kinder einander annehmen.

Das bedeutet: Du sollst Vater und Mutter ehren.“

 

Und ich glaube: So formuliert sind wir viel eher bereit, uns die zehn Gebote als von Gott freundlich angebotene Hilfen zu akzeptieren.