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Fremdheit in der Nachbarschaft

Hip, modern, trendy – so könnte man das Leben der Werbetexterin Dora beschreiben. Doch dann trennt sie sich von ihrem Freund und zieht vom Berliner Szene-Viertel Kreuzberg auf das flache brandenburgische Land. Dort hat sie ein Haus gekauft und beschäftigt sich mit dem großen Garten und den Renovierungsarbeiten im Haus. Die deutsche Schrifstellerin Juli Zeh erzählt in ihrem neuesten Roman die Geschichte von Dora.

Die lernt durch ihren Hund bald den Nachbarn und dessen Tochter Franzi kennen. Der Nachbar heißt Gote, er stellt sich als Dorfnazi vor und ist auch einer. Mit allem Drum und Dran.  Dora will zunächst nichts mit ihm zu tun haben. Aber erst seine Hilfsbereitschaft, dann seine Hilfsbedürftigkeit bringen Dora und Gote einander näher. Und auf einmal entsteht da etwas wie eine Beziehung zwischen der Werbetexterin aus dem Szene-Viertel und dem Dorf-Nazi. Völlig fremde Welten kommen sich näher. Vor allem Gote, aber auch Dora beginnen sich zu verändern. Und mit ihnen das ganze Dorf. Warum? Weil sie es aushalten, dass sie sich fremd sind und weil sie trotzdem oder gerade deshalb miteinander reden.

Es kann eine Zumutung sein, wenn das Gegenüber mir fremd ist. Der nächste Nachbar kann eine Zumutung sein. Aber eben auch eine Chance. Eine Chance, das Fremd-Sein zu überwinden und sich aneinander und miteinander zu verändern.

Ich weiß nicht, ob Juli Zeh mit dem christlichen Glauben verbunden ist. Ich finde: Sie bringt uns mit ihrer Geschichte von Dora und Gote einen zutiefst christlichen Gedanken nahe.