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Faule Äpfel

„Wie oft soll ich jemandem vergeben? Siebenmal?“. Diese Frage richtet Petrus an Jesus, so wird es in der Bibel erzählt. Und Jesus antwortet: „Siebzigmal siebenmal.“ Was so viel heißt wie: Unendlich oft.

Davor spricht Jesus darüber, wie in einer Gemeinschaft mit jemandem umgegangen werden soll, der sich so verhält, dass er anderen Schaden zufügt. Der am Ende die ganze Gemeinschaft gefährdet. Jesus sagt: Erst soll mit so einem unter vier Augen gesprochen werden, schließlich unter Zeugen und zuletzt vor der ganzen Gemeinschaft. Wenn er sein Verhalten dann nicht ernsthaft ändert, muss er die Gemeinschaft verlassen.

Das finde ich sehr hart. Gerade, wenn ich an die Antwort von Jesus denke, die er dem Petrus gibt. Aber ich merke schnell, dass ich aus Sicht des Betroffenen urteile und nicht die Gemeinschaft im Blick habe.

„Ein fauler Apfel verdirbt den ganzen Korb.“, lautet ein Sprichwort. Ja, ein Mensch kann eine ganze Gemeinschaft gefährden. Immer wieder erlebe ich das im Berufsalltag, in der Politik, in Kirche und Vereinen. Und da wird für mich deutlich: Vergebung heißt auch Verantwortung. Sie bedeutet eben nicht einfach „Ist schon gut“- und weiter.

Das ist unbequem, anstrengend, manchmal schwierig. Aber ich erkenne, dass das der einzige Weg ist, der am Ende das Zusammenarbeiten oder Zusammenleben möglich macht.

Also frage ich mich: Wo kneife ich selbst? Und ich nehme mir vor, mutiger zu werden, konsequenter, ja, auch härter. Siebzig mal sieben ist nämlich auch nicht unendlich, sondern 490.