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Fastnacht – fast wie im richtigen Leben

Räuber und Gendarm spielen. Und das in voller Verkleidung: Als Cowboy und Indianer. Ein Pirat war dabei. Mitunter auch ein Soldat der US-Kavallerie, allerdings ohne Pferd. Dieses Spiel war für uns Kinder aus der Straße meines Heimatdorfes herrlich. Ein Höhepunkt des Jahres!

Rückblickend betrachtet war das ein harmloser Spaß,- wenn auch politisch und pädagogisch überhaupt nicht korrekt. Aber für uns Buben war es klasse. Auf der Straße spielen, laut sein dürfen,- und das noch mit Knallen und Pulverdampf!

Was wir damals völlig unreflektiert erfahren haben war: Gemeinschaft!

Wir waren in unserem Spiel über die Fastnachtstage eine eingeschworene Gemeinschaft. Es galten feste Regeln. Nicht selten wurden sie in engagierten Diskussionen ausgehandelt; manchmal auch ausgehöhlt und umgangen. Es brachen Konflikte auf. Und die mussten besprochen und gelöst werden. Fast wie im richtigen Leben.

Im Spiel konnte man gewinnen oder auch verlieren. Und mit beidem mussten wir lernen umzugehen: Die Verlierer wurden getröstet. Die Gewinner holten wir bei einem allzu großen Höhenflug auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Eben fast wie im richtigen Leben.

Insofern erscheint mir unser Fastnachtstreiben von damals wie ein großes, buntes, lautes Lernfeld für das richtige Leben.

Ähnlich lernfähig und lernwillig, ähnlich fröhlich und unbeschwert, ähnlich solidarisch und feierfreudig wünsche ich mir die Gemeinschaft in unseren Gemeinden, in meiner Kirche.

Fastnacht ist nicht das ganze Jahr! Aber das richtige Leben!