Fasten oder nicht fasten? Das ist hier die Frage!

Gestern hat sie begonnen: Die Fastenzeit. Die rund sieben Wochen vor Ostern, in denen viele Menschen verzichten. Jaja, Sie haben schon richtig gehört. Gestern, am Aschermittwoch, hat diese Zeit begonnen. Aber ich gebe zu, dass wir gefühlt schon viel länger drin sind – in der Fastenzeit. Denn letzten Endes verzichten wir alle ja seit Monaten. Auf den Friseurbesuch, auf Essen im Restaurant, das Bier in der Kneipe, Urlaub, darauf, Freunde zu treffen. Nicht wenige müssen sogar darauf verzichten, Geld einzunehmen. Sie dürfen ihre Geschäfte nicht öffnen.

Macht die Fastenzeit in dieser Situation überhaupt noch Sinn?

Die Antwort auf diese Frage bzw. die Antworten lauten: Ja und nein! Verwirrend, finden Sie? Ja, das klingt durchaus so, ist es aber eigentlich gar nicht.

Zunächst mal beiseite mit einem Missverständnis: Es geht beim Fasten nicht darum, sich irgendwem, auch nicht Gott, gefälliger zu machen. Gott sitzt nicht im Himmel und denkt sich: Ah, der bzw. die fastet, den oder die habe ich jetzt lieber als andere, die nicht fasten. Beim Fasten geht es darum, eine gewisse Zeitlang zu verzichten, um dadurch etwas für sich selbst, für das eigenen Leben zu gewinnen. Im Grunde steht also nicht das Verzichten im Mittelpunkt, sondern ein Gewinn. Und mit dieser Perspektive kann das Fasten GERADE in der aktuellen Situation Sinn machen. Es kann dabei helfen, sich bewusst zu machen, dass man immer noch ein freier Mensch ist. Jemand, der freie Entscheidungen treffen kann und darf. Denn während uns mancher Verzicht während der Pandemie politisch vorgegeben wird – können wir beim Fasten frei entscheiden, auf was wir verzichten möchten. Schon die Entscheidung, zu fasten, kann so ein Stück konkrete Freiheit sein.

Wer aber sagt: Nein, dieses Jahr will ich nicht fasten. Ich verzichte schon so lange auf so Vieles – da will ich mir nicht noch selbst weitere Dinge aufladen, auf die ich verzichte: Auch gut! Dann dient der bewusste Verzicht aufs Fasten dazu, das Leben mit all den Einschränkungen ein bisschen mehr genießen zu können.

Egal, zu welcher Gruppe sie gehören. Wichtig ist, dass Sie einen Gewinn aus diesen Wochen vor Ostern ziehen. Dazu wünsche ich Ihnen alles Gute. Und: Bleiben Sie gesund!

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