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Fasten

Wie gut, dass es das Internet gibt! Wie gut, dass wir uns wenigstens  digital sprechen und sehen können! Über Zoom, Skype oder andere Meeting Tools. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das irgendwann einmal so wichtig werden würde. Der Lockdown jetzt im Winter ist schon hart.  Er dauert schon lange, und das kalte, dunkle, verregnete Wetter macht es auch nicht besser.  Nicht immer lädt es dazu ein, draußen einen Spaziergang zu machen. Viele Leute kaufen sich jetzt Sportgeräte – ein Stehfahrrad, oder ein Rudergerät oder etwas anderes. Ich habe das auch überlegt. Aber jetzt habe ich etwas anderes gefunden. Ich mache jetzt Fitnesskurse im Internet. Und das klappt ziemlich gut. Über diese Abwechslung bin ich sehr dankbar.  Und ich merke, wie gut es mir tut.

In der Zeitung lese ich, dass jetzt auch Fastenkurse angeboten werden.  Könnte ich eigentlich machen, denke ich. Da kann ich dann die lästigen Pfunde, die ich mir im Lockdown zugelegt habe, wieder wegkriegen.  Ich lege die Zeitung zur Seite und bin unentschieden. In einem Telefonat mit einer Freundin spreche ich darüber. Und dann höre ich mich spontan sagen:  „Zum Fasten habe ich jetzt überhaupt keine Lust. Ich muss mich so einschränken in dieser Zeit. Und dann soll ich auch noch aufs gute Essen verzichten. Nein – das geht gar nicht.“
Ich bin über meine Klarheit selbst überrascht. Ja, und dann sprechen wir über die Fastenzeit. Da wird mir klar, dass die ja jetzt ist. Fasching ist ja leider in diesem Jahr ausgefallen und Aschermittwoch ist auch schon vorbei. Das hatte ich nicht wirklich auf dem Schirm. Gefühlt aber kommt es mir so vor, als ob ich schon längst in der Fastenzeit angekommen bin. Ich faste Musik. Konzerte, Theater, Musizieren geht auch nicht. Und: Ich faste Menschen, die ich jetzt nicht treffen kann.

Neulich hatten wir im Kollegenkreis eine Videokonferenz. Es war schön, die Kolleginnen und Kollegen zu sehen – nicht präsent, aber immerhin. Die wichtigen Dinge konnten auch besprochen werden. Aber auf der Strecke bleibt ein kurzes Gespräch da, eine Nachfrage dort. Das gehört für mich zur Kommunikation und zum guten Miteinander dazu. Der Small Talk. Das ist so etwas wie Kitt, der die Menschen zusammenhält, finde ich.

Durch die ganzen Lockdown-Beschränkungen habe ich aber auch Einiges verstanden: Wie wichtig die Kontakte zu anderen Menschen sind, wie sehr ich darauf angewiesen bin, und wie dankbar ich über Freundschaften, Familie und andere Kontakte bin. Und natürlich ist mir die Natur wichtiger geworden als ein Ort  der wohltuenden Erholung. Ich spüre Dankbarkeit und Demut in mir, wenn ich daran denke, wie gut es mir geht, trotz allem. In alledem hilft mir auch mein Glaube: Er schenkt mir Zuversicht und Kraft zum Durchhalten in dieser Zeit. Ich bin sicher, dass Gott uns Menschen nicht alleine lässt.