Farben sind für alle da
Neulich laufe ich früh morgens durch den Wald. Und ärgere mich immer noch über den Vortag. Ich hätte schlagfertiger sein sollen. Mein Sohn hatte sich selbst einen bestimmten Regenschirm ausgesucht. Ihm gefiel dieser eine ganz besonders gut. Den hat er ganz stolz im Geschäft und auf dem gesamten Heimweg über sich aufgespannt. Der Schirm ist – rosa. Einige Menschen, die uns entgegenkamen, haben den Kopf geschüttelt. Blöde Sprüche sind gefallen. Und ich hab mich geärgert. Aber nicht widersprochen. Das hat mich noch mehr geärgert.
Es gibt Menschen, die sagen: „Rosa ist nur was für Mädchen! Für Jungs muss es blau sein!“ Völliger Quatsch, wenn Sie mich fragen. Noch vor 100 Jahren war Rosa für Jungs. Rosa war „das kleine Rot“. Wer mit weißer Uniform in den Krieg gezogen ist, kam meist mit rosa gefärbter Uniform nach Hause. Gefärbt vom ausgewaschenen Blut. Heute ist es andersrum. Rosa ist – angeblich – für Mädchen. Ich bin der Meinung: Farben sind Geschmacksache. Ich zum Beispiel mag kein Rosa. Mein Sohn dagegen liebt diesen rosa Schirm.
Das ging mir durch den Kopf, da im Wald. Dann sehe ich plötzlich den Morgenhimmel. Er leuchtet – in Rosarot. Und ich denke: Gott hat alle Farben gemacht. Alle Farben des Regenbogens. Gott hat uns Menschen alle Farben gegeben. Deshalb glaube ich: Alle Farben sind auch für alle da.