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Fango umsonst

Vor kurzem habe ich in der spanischen Stadt San Pedro del Pinatar Urlaub gemacht. Der Ort ist vor allem bekannt für die seit der Zeit der Römer betriebenen Salinen. In zahlreichen Becken verdunstet das Meerwasser und lässt das Salz zurück. Auf dem Grund eines Salinenbeckens ist eine Schicht Fango-Schlamm. In dieses Becken darf man hineinsteigen und viele Menschen tun das auch. Im etwa hüfttiefen Wasser holen Sie sich den Fango vom Grund und reiben sich damit ein. Dann lassen sie ihn an der Sonne trocknen und erhoffen sich so die heilsame Wirkung des Fango. Alt und Jung, Mann und Frau gönnen sich diese Therapie im Freien. Der Fango soll ja helfen gegen Muskelschmerzen und gut sein für die Haut. Und das Beste ist: Diese Fango-Therapie war für jedermann frei zugänglich. Kein Eintritt, keine Gebühr. Fango umsonst. Den von der Natur geschenkten Schlamm gibt es dort tatsächlich de nada. Für nichts.

Natürlich habe ich das Angebot auch angenommen, mich in das Becken begeben und mir eine Fango-Therapie gegönnt. Klar, könnte sein, dass hinter der Fango-Aktion am Ende eine kluge Rechnung des Ortes San Pedro del Pinatar steckt. Außer den Salinen und dem Fango-Becken hat der Ort touristisch nichts zu bieten. Würde man das Fango-Becken nur gegen Gebühr begehbar machen, würde das vielleicht den letzten Anreiz, diesen Ort zu besuchen, weitgehend zunichte machen. Möglich.

Aber mich erinnert der kostenlose Fagno-Schlamm an etwas, dass im Alten Testament der Prophet Jesaja sagt: Wohlan, alle die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch. Höret, und ihr werdet leben. Auch der Prophet will keinen Gewinn machen. Er freut sich, dass er eine gute Botschaft hat, von der er überzeugt ist, dass sie gut für alle ist.

Ich glaube, dass es das auch heute noch geben kann. Ich habe die Hoffnung, dass nicht alles überall und jederzeit einem wirtschaftlichen Denken untergeordnet wird. Ich möchte, dass manche Dinge einfach um der Menschen willen getan werden. Damit es ihnen gut geht. Zum Beispiel dadurch, dass sie sich in San Pedro del Pinatar umsonst mit wohltuendem Fango-Schlamm einreiben können.