Experten für Tod
„Damit kennt ihr euch doch aus, oder“? so der junge drogenabhängige Mann ohne Perspektive, „also mit Tod und Sterben“.
Na ja, damit meint er mich. Im letzten Gespräch habe ich ihm erzählt, dass ich an Gott glaube und zur evangelischen Kirche gehöre. Das hat er sich gemerkt. Und jetzt?
Wir fangen an, über unsere Hoffnungen und schlimmsten Befürchtungen im Fall des Todes zu reden. Aber Expertin bin ich eigentlich nicht. Letztens habe ich aber auf einer Beerdigung zum ersten Mal gemerkt, wie es ist, wenn da niemand ist, der von Hoffnung und Auferstehung spricht. Wenn es kaum tröstende Worte für alle traurigen Anwesenden gibt. Mein Blick hat sich die ganze Zeit auf das einzig sichtbare Kreuz in der Friedhofshalle geheftet. Auf dem Weg nach Hause gab es kein Gefühl für einen guten Abschied des Verstorbenen, nur meine eigene Hoffnung auf paradiesische Zustände für den Betroffenen.
Manchmal sind Gewissheiten, die einem zugesprochen werden, zu selbstverständlich. Erst wenn sie fehlen, vermisse ich, was ich eigentlich im Leben und Sterben an Trost dringend brauche.