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Ewigkeit

Gestorben wurde in der Besenkammer. Nicht immer, aber viel zu oft. Um andere Patienten nicht zu belasten, haben wir sterbende Menschen aus den Krankenzimmern herausgenommen und in ein Einzelzimmer gebracht. Und wenn keines frei war, tatsächlich in einen Raum, in dem auch Putzmittel gelagert wurden. Natürlich war uns klar, dass das unwürdig ist und den Menschen nicht gerecht wird.  Aber einen Raum, in dem man Menschen angemessen im Sterben hätte begleiten können, gab es einfach nicht. Die moderne Hospizbewegung war noch nicht bis in das Krankenhaus vorgedrungen, in dem ich Anfang der 80er Jahre Zivildienst gemacht habe.

„In Würde leben – bis zuletzt“, darum geht es der Hospizbewegung. Versteht sich ja eigentlich von selbst – und fällt doch oft so schwer. Warum eigentlich?

Nun, der Tod, ist das einzig Sichere in unserem Leben. Und zugleich völlig fremd. Tot sein kann man nicht ausprobieren und nicht üben. Man macht es nur einmal. Und was jenseits der Grenze kommt, weiß kein Mensch. Deshalb haben wir Angst und sind oft beklommen und unbeholfen im Umgang mit Sterben und Tod. So kommt es, dass man dann auch mal Menschen in der Besenkammer sterben lässt.

Allerdings: Die über 100.000 Mitarbeitenden in der Hospizbewegung erzählen nichts von Beklommenheit. Sie erzählen von einem gegenseitigen Geben und Nehmen, das alle bereichert. Und nichts von Unbeholfenheit, sondern davon, dass in den Hospizen viel gelacht wird.

Dort geht es nämlich nicht um den Tod. Es geht um das Leben, zu dem auch der Tod gehört. Es geht nicht um immer enger werdende Grenzen, sondern um ein wachsendes Vertrauen in die Ewigkeit Gottes, in der für jeden Platz ist.