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Etwas weitergeben

Von meiner Mutter habe ich einen alten Buchkalender, der aus dem Jahr 1960 stammt. Pro Tag eine Seite. Meine Mutter hat über viele Jahre Rezepte dort hineingeschrieben.

Im Monat Mai stehen ihre letzten Einträge. Denn vor 41 Jahren ist meine Mutter gestorben. Seitdem habe ich ihren Kalender weiterbenutzt und meine Rezepte auf die folgenden Seiten eingetragen. Dann hat unsere Tochter einige ihrer Lieblingsrezepte hineingeschrieben. Schließlich kommt seit drei Jahren eine vierte Handschrift hinzu: Die unserer Enkelin Emma. Sie findet es faszinierend, die unterschiedlichen Handschriften zu sehen: Die von ihrer Urgroßmutter, die sie leider nie kennengelernt hat, meine Handschrift und die Handschrift ihrer Mutter als Kind und Jugendliche. Jedes Mal, wenn Emma etwas hineinschreibt, sprechen wir über meine Mutter, ihre Urgroßmutter. Reden auch über den Tod, und dass es schön ist, solche Erinnerungen an die Verstorbenen zu haben. Für Emma mit ihren 9 Jahren  ist dieses aus einem Kalender improvisierte Rezepte-Buch ein Schatz: schon über 62 Jahre alt, von mehreren Generationen ihrer Familie geschrieben.  Für sie ist klar: „Oma, wenn du tot bist, bekomme ich das Buch. Und irgendwann schreiben dann meine Kinder auch hinein. Und dann kann ich ihnen mal von dir erzählen.“

Was für ein schöner Gedanke!