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Etwas Neues ausprobieren

So allmählich ist alles wieder beim Alten. Der Kalender ist gefüllt, der Betrieb hat Fahrt aufgenommen. Und die Weihnachtsbäume sind geschreddert. Meine guten Vorsätze aber sind noch da: Ich trinke weniger Kaffee, gehe regelmäßig zum Sport. Und ich bin nicht die Einzige- das Studio ist gut besucht.

Gute Vorsätze haben jetzt Hochkonjunktur: Weniger Alkohol trinken, endlich Sport machen, mehr Zeit mit der Familie verbringen oder mit dem Rauchen aufhören zum Beispiel. Was Letzteres angeht, zeigen die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Unabhängig vom Zeitpunkt hat es ganz gut geklappt mit dem Verzicht auf Zigaretten in den vergangenen Jahren. Voriges Jahr betrug der Anteil der Raucher an der Bevölkerung noch 23 Prozent. Deutlich weniger als 2005; da waren es 27 Prozent. Ein echter Trend!

Was hilft, alte Gewohnheiten aufzugeben? Worauf muss ich achten, damit Veränderung gelingt? Seit vielen Jahren schreibe ich Tagebuch. Nicht jeden Tag, aber oft am Wochenende und jedenfalls zwischen Weihnachten und Neujahr. Beim Rückblättern fällt mir auf, wie lang meine Projektlisten zu Beginn des Jahres immer sind. Klar, vieles habe ich umgesetzt, aber manches schiebt sich unerledigt über Jahre. Und bleibt ein Traum. Lange Listen helfen also nicht und Zeitdruck schon gar nicht. Wichtiger scheint mir, zu akzeptieren, dass meine Kräfte begrenzt sind. Verbündete zu suchen und kleine Schritte zu tun.

In der Ruhe liegt die Kraft; daran erinnert der Januar. Ja, der Betrieb läuft wieder auf vollen Touren und die Tage werden schon wieder länger. Trotzdem wird es immer noch früh dunkel. Da hat man nicht wirklich Lust, abends noch mal raus zu gehen oder irgendwohin zu fahren. Der Winter ist keine Zeit für große Aktionen.  Er zerrt an den Nerven mit seinem grauen, nassen Wetter. Aber vielleicht ist es auch ganz gut, nicht immer gleich loszulegen, sondern erst einmal nachzudenken und neue Kräfte zu sammeln. Zu schauen, was wirklich nötig ist, damit Veränderung gelingt.

„In der Stille geschehen die großen Dinge“, steht auf einer alten Postkarte, die ich irgendwann man in mein Tagebuch geklebt hatte. Damals hatte ich das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Die Freundin, die mir diese Karte geschickt hat, wollte mir Mut machen, nicht nur auf mein Handeln zu vertrauen- sondern auch auf das, was wird und wächst, während ich nur träume, leide, mich ärgere. In einem Gedicht von Friedrich Wilhelm Weber heißt es: „Sei still und habe des Wandels acht; es wächst viel Brot in der Winternacht.“ Unter dem Schnee sammelt die Saat neue Kraft – auch wenn wir noch keine Halme wachsen sehen. Die Natur erneuert sich in ihrem Innern, erst dann kann sich der Wandel auch außen zeigen. Geduld wird also gebraucht. Und Vertrauen. „Seid still und erkennt, dass ich der Herr bin“, heißt es im 46. Psalm.

Vielleicht gelingt es mir ja auch, in dem gut gefüllten Kalender Zeit für Stille zu finden und Zeit für mich. Für Sport und Gespräche, für Träume und Gebete– oder einfach nur fürs Teetrinken. Es muss ja nicht gleich eine japanische Teezeremonie sein. Selbst der Teebeutel im Glas lädt zum Meditieren ein. Der Lyriker Jan Wagner beschreibt das so:

Teetrinken

nur in sackleinen

gehüllt. kleiner eremit

in seiner höhle.

nichts als ein faden

führt nach oben. wir geben

ihm fünf minuten.

Fünf Minuten Stille, bevor ich wieder loslege. Das wäre doch ein guter Anfang.