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Es wird kälter!

Es wird kälter! Donald Trump wird der 45. US-Präsident. Sein Wahlkampf mit Abwertungen gegen Frauen, Kriegsveteranen, Latinos oder seine Idee einer Mauer zur mexikanischen Grenze ließ einen frösteln. Amerikas Gesellschaft scheint zerrissen nach diesem schmutzigen Wahlkampf.

Es wird kälter! Auch auf unseren Straßen und in den sogenannten sozialen Medien hat sich der Ton geändert. Die Unzufriedenheit wird längst nicht mehr mit demokratischen Mitteln ausgedrückt. Hassparolen nehmen zu, Politiker und ihre Familien werden bedroht, Asylanten-Unterkünfte angesteckt.

Es wird kälter! Zwei kurze Randnotizen in der Presse. Erstens: In den Straßen New Yorks, Minus 12 Grad. Ein 12jähriger Junge steht frierend und bettelnd an einer Straßenecke, trägt Jeans und ein löchriges T-Shirt. Die Menschen gehen vorbei, viele achtlos, manche blicken schnell zur Seite. Erst nach zwei Stunden gibt ihm ein Obdachloser seine Jacke. Zweitens: In einer saarländischen Bank liegt ein Mann am Boden. Die Kamera hat aufgezeichnet, wie insgesamt vier Personen an ihm vorbei zu den Kassenautomaten gehen, den Raum wieder verlassen – ohne sich um ihn zu kümmern. Erst der fünfte Kunde hilft ihm. Der Mann kommt ins Krankenhaus, wo er leider stirbt.

Was hilft gegen diese Kälte? Tage wie der morgige Martinstag können wichtige Zeichen setzen: Kinder werden mit ihren Laternen durch den dunklen Abend ziehen, Martinsfeuer werden brennen. Und die meisten Kinder wissen, dass sie damit an Martin erinnern, einen römischen Offizier. Als er an einem kalten Winterabend vor den Stadtmauern einen frierenden Bettler sieht, teilt er mit seinem Schwert den Mantel und gibt dem Bettler die eine Hälfte. Die älteren Kinder verstehen auch, dass Martins Mantel nicht nur gegen die tatsächliche Kälte hilft, sondern auch gegen die soziale. Martin hat in Jesus Christus sein Vorbild gesehen und ganz praktisch christliche Nächstenliebe geübt.

Eben, es geht doch anders, wenn wir mehr wie Martin denken, fühlen und handeln. Oder eben so wie der Obdachlose in New York und der 5. saarländische Bankkunde. Dazu gehört politischerseits auch, dass Ängste und Sorgen von Menschen ernst genommen werden. Ohne gefährliche Abwertungen. Nur so wird es tragfähige Lösungen geben. Ganz in diesem Sinne bringen Laternen und Martinsfeuer das wärmende Licht des Mitgefühls und der Solidarität in unsere kalten Straßen. Und eben manches Mal auch in unsere Herzen.