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Es gibt einen Gott!

Ja, es stimmt: Unter den Muslimen gibt es Verbrecher. Genauso wie unter uns Christen beispielsweise auch. Oder den Atheisten. Wobei ich hier bei den Muslimen den Attentäter von Berlin und seine Gesinnungsgenossen nicht dazuzähle. Ich unterscheide zwischen Muslimen und denen, die sich bloß so bezeichnen. Die meisten Opfer der Verbrechen, der Terroranschläge von Letztgenannten sind weltweit übrigens – Muslime. Das zeigt, dass das, was die Terroristen anderen antun, nur wenig oder gar nichts mit ihrer Religion als solcher zu tun hat. Es ist wichtig, sich das vor Augen zu führen angesichts der heftigen polarisierenden Reaktionen auf den mörderischen Anschlag in Berlin am Montag. Ganz schlimm die Äußerung, dass die Toten das direkte Ergebnis unserer Flüchtlingspolitik seien: „Merkels Tote“! –

Was zu sagen ist, ist allerorts gesagt. Wir trauern um die Toten. Wir bangen mit den Verletzten. Und viele haben Angst, dass sich Ähnliches schon bald wiederholen könne. Am Ort des Geschehens haben Berlins Bürger Blumen hingelegt. An einem Blumenstrauß hing ein Zettel: „Es gibt keinen Gott“ – Ausdruck der fassungslosen Erschütterung eines Überlebenden.

Am Ort des Geschehens steht aber auch die Gedächtniskirche. Ihre Turmruine ist zentrales Symbol deutscher Friedensverantwortung. In dieser Kirche finden sich die Worte des Versöhnungsgebets von Coventry, mit dem Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Feindschaft überwunden haben: „Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse, Vater, vergib!”

Wut und Angst als Reaktion auf den Anschlag in Berlin sind verständliche Gefühle. Aber sie sind schlechte Ratgeber, wenn es darum geht, welche Konsequenzen wir ziehen. Eine Reaktion, die mich am meisten berührt hat, kam aus Jordanien. Da sagte am Dienstagmorgen die Moderatorin einer Radiosendung im Blick auf Berlin: „Hass ist ansteckend, aber Liebe auch!“

Es gibt keinen Gott? Doch! Es gibt ihn! Übermorgen, am Heiligen Abend, feiern wir Christen, dass dieser Gott zu uns gekommen ist – als ein Mensch, der seine Umgebung mit seiner Liebe ansteckte. Überall da, wo Menschen es ihm nachmachen; wo sie Hass mit Liebe überwinden – überall da kann man Gott begegnen.