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Es begab sich aber

Autorin: (ca. 1’25“)

Frohe Weihnachten, liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer! Schön, dass Sie eingeschaltet haben!

Vor einer Weile ist mir ein Bilderbuch zur Weihnachtsgeschichte in die Hände gefallen, aus dem Jörg Metzinger Ihnen vorliest. Es heißt „Es begab sich aber“ und ist von Hans-Christian Schmidt und Andreas Német. Das Buch erzählt die Weihnachtsgeschichte, aber eben… heute.

Das erste Bild zeigt graue, große Mehrfamilienhäuser. Es ist Abend. In einem Fenster flimmert der Fernseher. Eine Frau trägt ihre Einkäufe nach Hause. Wenn ich die Tüten ansehe, höre ich das dünne Plastik rascheln. An der Ecke brennt eine Straßenlaterne und beleuchtet ein Stück von einem großen Schild. Ein Möbelhaus in der City. Keine Gärten. Keine Idylle. Graue Betonwüste. Wenige Gesichter und die, die aus den Fenstern sehen, die gucken nicht grade freundlich, sondern eher… argwöhnisch.

Mittendrin unterwegs mit einem kleinen Koffer in der tristen Betonwüste: ein junges Ehepaar.

Sie trägt ein Kopftuch und hat einen großen Babybauch. Ihr Mann hat einen langen braunen Mantel an, wuschelige dunkelbraune Haare und einen vollen Bart. Er hat seinen Arm um ihre Schultern gelegt. Sie hält den Kopf gesenkt. Sieht sehr müde aus.

 

Sprecher: (ca. 0’12“)

Ein junges Ehepaar sucht hier

im fremden Land ein Schlafquartier

Doch wo sie klopfen, heißt es: „Nein!

Euch lassen wir bei uns nicht rein!

 

Musik: Thomanerchor Leipzig – Maria durch ein Dornwald ging (2’10“)

Autorin: (ca. 0’50)

Die Weihnachtsgeschichte kennen Sie. Aber heute erzählen wir Ihnen ein Bilderbuch, das die Weihnachtsgeschichte in unserer Zeit spielen lässt.

Jetzt ist die Fußgängerzone menschenleer. Der Mülleimer vor einem Geschäft quillt über. Neben dem Stromkasten auf der Straße steht Sperrmüll, der rücksichtslos da abgeladen wurde. Eine Taube pickt an einer Papiertüte. Am Portal zu einem großen Haus, in dem auch eine Anwaltskanzlei drin ist, hängt ein dickes Vorhängeschloss. Das schwarze Brett an der Hauswand hängt voll mit Plakaten und Postern. Für Musikunterricht und Werbung für irgendeinen Job, bei dem man JETZT SOFORT UND SUPER SCHNELL REICH WERDEN KANN!

Das junge Ehepaar ist bei einer Sitzbank in dieser verlassenen Fußgängerzone. Die Frau sitzt da, lässt den Kopf hängen. Hält sich eine Hand vors Gesicht, weil sie weint. Ihr Mann kniet vor ihr. Hält ihre andere Hand und versucht sie zu trösten. Beide sehen verzweifelt aus.

 

Sprecher: (ca. 0’10“)

So sind sie lang schon auf den Beinen.

Die Frau muss vor Erschöpfung weinen.

Beschwerlich war der Weg und auch

sehr weit mit ihrem dicken Bauch.

 

Musik: Loreena Mckennit – In the bleak midwinter (runterziehen ab 2’00, dann Musik ganz aus ab 2’10“)

darüber Text ab 0’44 (Musik leiser als Bett im Hintergrund, nach Text wieder lauter)

 

Sprecher:

Mitten im kalten Winter, bei klirrend kaltem Wind,

die Erde hart wie Eisen, das Wasser wie ein Stein,

Schnee war gefallen, Schnee auf Schnee, Schnee auf Schnee,

Mitten im kalten Winter, vor langer Zeit.

 

Was kann ich Ihm geben, arm wie ich bin?

Wäre ich ein Schäfer, brächte ich ihm ein Lamm;

Wäre ich ein Weiser, trüge ich das Meinige dazu bei;

Doch was ich ihm geben kann: ich gebe mein Herz.

 

Autorin: (ca. 0’38“)

Die Weihnachtsgeschichte kennen Sie. Aber heute spielt diese Geschichte in unserer Zeit, frei nach dem Bilderbuch „Es begab sich aber“ Hans-Christian Schmidt und Andreas Német.

 

Ich sehe auf dem Bild eine zwielichtige Seitengasse. Farblose Häuser, eingeworfene Fenster. Eine verfallene Holztür, die zu einem gruseligen Hinterhof führt. Ein Geschäft, das schon vor langem dicht gemacht hat. Sperrmüll lehnt an einer Hauswand.

Das Ehepaar steht vor einer offenen Garage. So eine mit Rolltor. Man sieht die beiden von hinten, wie sie vor dieser Garage stehen. Auf das Gerümpel starren.

Er hat seinen Arm um sie gelegt. Die Schultern der beiden hängen ein bisschen und ebenso die Köpfe. Man sieht im Bild fast die Gedanken der beiden. „Besser als gar nichts“.

 

Sprecher: (ca. 0’10“)

„Da sehen sie – fast nachts schon – den

ganz kleinen Raum. „Den nehmen wir“,

sagt hoffnungsvoll der Mann zu ihr.

 

Autorin: (ca. 0’25“)

Das Gerümpel wird ein Stück beiseite geschafft. So weit, dass eine alte Matratze jetzt Platz hat. Aus alten Sachen werden notdürftige Kopfkissen für die Frau. Sie trägt die Haare jetzt offen. Hat schmerzerfüllte Gesichtszüge. Hält sich den Bauch. Sie hat Wehen.

Ihr Mann kniet hilflos neben ihr. Legt ihr die Hand auf die Schulter, so als ob er ihr Mut zuspricht. Er kümmert sich so gut er kann.

 

Sprecher: (ca. 0’16“)

Er baut ein Bett, so halbwegs weich.

Sie legt sich hin und ist sogleich

erleichtert, nun geschützt zu sein.

Da setzen ihre Wehen ein.

 

Und während er die Hand ihr hält

bringt sie das Baby auf die Welt.

 

Musik: Elvis Presley – O little town of bethlehem (2’36“)

 

Sprecher: (ca. 0’16“)

Die Mama nimmt es in die Hände

und lächelt, glücklich ohne Ende.

 

Und auch der Papa ist beglückt

und von dem Kindchen ganz entzückt.

Sie schmusen es und sind sehr froh

und betten es in weichem Stroh.

 

Autorin: (ca. 1’15“)

Krippe mit Kind, Ochs und Esel, Maria und Josef – das war gestern. Heute erzählen wir die altbekannte Weihnachtsgeschichte wie sei heutzutage stattfinden könnte. Nach einem Bilderbuch von dem Bilderbuch „Es begab sich aber“.

Das Bild zeigt eine Nahaufnahme in die Garage. Die Mutter sieht genau so aus, wie man sich eine Frau nach der Geburt so vorstellt. Furchtbar erschöpft. Zerzauste, schwarze Haare, Augenringe. Sie hält ein kleines nacktes Baby im Arm. Einen dichten, dunklen Flaum hat es auf dem Kopf. Papa hat müde Augen und sieht abgekämpft aus. Und obwohl das Gerümpel in der Ecke steht, wirken die drei wie eine winzig kleine heile Welt. Alles scheint gerade gut zu sein.

In irgendeinem Esszimmer brennt Licht. Ansonsten sind die herunter gekommenen Häuserblöcke absolut dunkel. Alles wirkt ziemlich verlassen. Im Zentrum des Bildes sieht man die kleine Familie. Mama liegt erschöpft auf der Matratze, streichelt mit einer Hand den stolzen Papa. Er hält sein Kind liebevoll im Arm. Fast könnte man meinen er wiegt es in seinen Armen langsam hin und her. Die drei umgibt ein sanftes Leuchten.

Über der Garage am Himmel steht ein großer und sehr heller Stern. Sein Licht fällt auf die Szene unter ihm. So als ob er auf die drei Menschen unter sich deutet.

 

Sprecher: (ca. 0’12“)

Inzwischen ist es tiefe Nacht,

doch gar nicht dunkel, denn es lacht

am Himmel ein ganz heller Stern.

Der strahlt auf alles nah und fern.

 

Musik: Kammerchor Wilhelmshaven – Jesus will dir heut begegnen (2’38“)

Autorin: (ca. 0’45“)

Die Weihnachtsgeschichte kennen Sie. Aber heute erzählen wir Ihnen ein Bilderbuch, das die Weihnachtsgeschichte in unserer Zeit spielen lässt.

Jetzt sieht man die Garage von innen. Links Gerümpel. Ein Klappstuhl, alte Reifen, eine Kommode, die auseinanderfällt. Papa sitzt auf einer Kiste und schenkt sich Tee aus einer Thermoskanne ein. Er sieht, wie vor der Garage drei Leute anhalten. Eine Polizistin hält mit ihrem Pferd an. Sieht die frische, junge Familie. Sie lächelt freundlich und hebt ihre Hand, als ob sie nachfragt, ob alles in Ordnung ist. Sie sieht die Mama an, die ihr schlafendes, gut eingemummeltes Baby auf dem Arm hält. Mama döst. Ein junges Mädchen mit Katze auf dem Arm und ein Mann, der mit seinem Hund Gassi geht, sehen zufällig auch in die Garage. Beide haben ein breites Lächeln auf dem Gesicht.

 

Sprecher: (ca. 0’15“)

Mama will die Augen schließen,

um nun ein Schläfchen zu genießen

Da klopft es laut am Eingangstor:

Besucher stehen dort davor.

 

Die kamen her mit ihren Tieren,

um allen drei zu gratulieren.

 

Autorin: (ca 0’47“)

Die Nachricht von der frisch gebackenen Familie spricht sich in der Straße schnell rum. Menschen, die vorbei gehen wollten, bleiben stehen. Sie freuen sich mit der kleinen Familie. Eine Person kniet neben Mutter und Kind. Fragt vielleicht, ob alles in Ordnung ist. Ein Teenie überreicht dem Papa Brot. Papas Gesicht zeigt, wie dankbar er ist und sich riesig freut. Die Polizistin singt. Neben ihr spielt ein junger Mann mit Ziegenbart Ukulele. Und eine dickliche Frau mit dunkelblonden Locken spielt Trompete.

Die Musik macht noch mehr Menschen aufmerksam, dass hier in dieser rumpeligen Garage etwas wunderbar Schönes passiert ist.

 

Sprecher: (ca. 0’20“)

Noch mehr erscheinen hier im Stall

und es ertönt mit lautem Schall

ein Lied, das einfach himmlisch Klingt,

als ob ein Chor aus Engeln singt.

 

Ein „Halleluja“ schmettern sie

mit stimmungsvoller Energie

(ihr fragt euch was das Wörtchen heißt?

Das Wort bedeutet: Lobt und preist!)

 

Musik: Thomanerchor Leipzig – Kommet ihr Hirten (1’44“)

 

Autorin: (ca. 0’33“)

Die Weihnachtsgeschichte – verlegt in unsere Tage. Nicht in Bethlehem vor über 2000 Jahren, sondern einer Stadt von heute. Nach einem Bilderbuch von Hans-Christian Schmidt und Andreas Német erzähle ich, wie die Geschichte dort zu Ende geht:

Jetzt breitet sich die ausgelassene und freudige Atmosphäre aus. Man sieht ein Stadtviertel. Immer mehr Menschen bewegen sich zur Garage. Dort tanzen sie, singen, spielen Gitarre. Autos, die mit Polizeischutz unterwegs sind, biegen in die Straße zur Rumpel-Garage mit der kleinen Familie ein. Das ganze Viertel lag vorher im Dunkeln. Jetzt ist alles durch einen hell leuchtenden Schimmer verbunden. Alle Lichter führen zur Familie in die Garage.

 

Sprecher: (ca. 0’20“)

So tönt’s von der Geburt des Kindes

in alle Richtungen des Windes

und überall wo man’s vernimmt

wird dieses Lied mit angestimmt.

 

Das Baby unterdessen schmiegt

sich ein ins weiche Stroh und liegt

ganz friedlich und zufrieden dort

als wären alle andern fort.

 

Autorin: (ca. 0’52“)

Die Mutter hat ihrem Baby auf einer Matratze aus ein bisschen Stroh und ein paar Decken eine Art Nest zum Schlafen gebaut. Durch den Lichterschein wirkt es kuschelig warm. Neben dem Baby auf dem Boden stehen kleine weihnachtlich verpackte Geschenke. Ein Holz-Schäfchen zum Hinterherziehen. Ein kleines Blümchen lässt diesen winzigen Ausschnitt der Garage ein bisschen heimelig aussehen. Ein Muffin mit einer Kerze lässt erahnen, dass es süß nach Kuchen riecht.

 

Von der Garage breitet sich weiter Licht aus. Ein Mann hängt eine Lichterkette auf. Zwei Menschen haben Kerzen in der Hand, ein Kind schwingt eine Laterne. Die Szene vor der Garage ist ausgelassen und dabei sehr friedlich. Menschen umarmen sich und reichen sich die Hand zum Friedensgruß. Alle lächeln.

 

Sprecher: (ca. 0’40“)

Doch nein, es kommen immer mehr,

sogar manch König kommt hierher.

Aus Süden, Norden, Ost und West.

Sie alle feiern hier ein Fest.

 

In froher, ausgelassner Runde

verbringen sie so manche Stunde.

Sie freuen und beschenken sich

und fühlen sich ganz andächtig.

 

Seit dieser Zeit geht das bis heute:

noch immer feiern alle Leute

ein großes Fest seit jenem Tag

als dieses Kind im Strohbett lag.

 

An diesem Tag in jedem Jahr

gibt’s dieses Fest – wie wunderbar!

Das Fest ist allen gut bekannt:

es wird das Weihnachtsfest genannt.

Musik: Mark Shane, Hally Allen, u.a. – Silent Night (3’41“)

 

Darüber Autorin:

Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie an diesem Weihnachtsfest teilhaben an dem Licht, dass sich in der Welt ausbreitet. Das Licht, das von Jesus ausgeht und Frieden für uns bedeutet. Möge Gottes Segen Ihnen ein wenig Ruhe schenken und Zuversicht für Sie selbst und unsere Welt.

Frohe Weihnachten!