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Erntedank

Am Sonntag ist Erntedankfest. Wir Christen danken Gott für die Ernte und dafür, dass wir ein weiteres Jahr satt geworden sind.

Fast 800 Millionen Menschen auf der Welt haben allerdings keinen Grund zu danken, sie hungern. Das sind zwar schon viel weniger als noch vor ein paar Jahren, besiegt ist der Hunger aber noch lange nicht. Und die Menschheit wächst weiter. Auf rund 10 Milliarden bis Mitte des Jahrhunderts. Die heute weltweit landwirtschaftlich genutzte Fläche würde auch für diese 10 Milliarden reichen, sagt der Münchner Landwirtschaftsexperte Prof. Hanno Schäfer. Aber nur, wenn wir auf tierische Nahrungsmittel weitgehend verzichten. Dazu sind wir nicht bereit. Also, sagt Schäfer, müssen wir entweder ein weiteres Drittel der Erdoberfläche für die Landwirtschaft nutzbar machen (mit verheerenden Folgen für die Umwelt), oder wir setzen auf gentechnisch verändertes Getreide. So könnten wir den Ertrag pro Hektar deutlich erhöhen. Manche Wissenschaftler setzen daneben auch auf Design-Food auf der Basis von Meeresalgen.

Aufgepeppte Algen statt Fleisch, noch mehr Felder statt intakter Wälder und Gentechnik statt Bio. Na das sind mal Aussichten. In welchen der sauren Äpfel werden wir beißen? Vielleicht in jeden ein wenig? Ich weiß es nicht. Aber ich denke, dass es noch ein paar andere Möglichkeiten gibt, die man nicht außer Acht lassen sollte. Warum nicht wieder mehr Hausgärten bearbeiten, die vielfach (auch hinter meinem Haus) zu pflegeleichten Rasenflächen gemacht wurden? „Urban Gardening“ übrigens, also Gärtnern in der Stadt, ist bei jungen Leuten s ziemlich angesagt.

Rund ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel werden laut einer Studie der UN-Ernährungsorganisation jährlich weggeworfen oder gehen irgendwo zwischen Bauer und Verbraucher verloren. Das muss nicht sein. Von Jesus wird übrigens erzählt, er habe 5000 Menschen satt gemacht mit fünf Broten und zwei Fischen. Nun, das kriegen wir nicht hin. Aber das eigentlich Wunderbare an diesem Wunder ist, dass Menschen teilen. Und das können wir auch. Dabei geht es nicht um Almosen, sondern um Gerechtigkeit.

Ich bin sicher: Egal, welche Wege wir auch gehen werden, um die Menschheit heute und in Zukunft zu ernähren, es wird nicht gehen ohne das Wunder des Teilens.