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Erinnerungen

„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können“, schreibt der deutsche Schriftsteller Jean Paul vor gut 200 Jahren.

Und in letzter Zeit erwische ich mich selbst immer wieder dabei, wie ich mich in dieses Paradies flüchte. Gerade jetzt, in der Adventszeit. Gerade jetzt, mitten in der nächsten Welle. Dann sitze ich wieder am Kaffeetisch bei meiner schon lang begrabenen Oma, die Luft voller Duft nach Kuchen und Kaffee. Dann schlägt wieder mein Herz höher, als der Weihnachtsmann zum ersten Mal in Echt in unserer Küche gestanden hat. Obwohl alle gesagt haben, dass es den gar nicht gibt.

In meiner Erinnerung schau ich dann wieder mit meiner Familie gebannt zu, wie der große Weihnachtsbaum im Wohnzimmer wackelt – und dann in Zeitlupe kippt, weil die Katze ganz oben auf der Spitze gesessen hat.

Erinnerungen. So viele schöne Tage, so viele schöne Stunden.

Der italienische Dichter Dante Alighieri hat ganz recht, finde ich, wenn er schreibt, dass es keinen „größeren Schmerz gibt, als sich an glückliche Zeiten im Unglück zu erinnern.“

Gerade jetzt, in der Adventszeit. Gerade heute, mitten in Welle. Zerrissen zwischen wirtschaftlicher Existenzangst, all den G-Regelungen und der eigenen Einsamkeit.

Aber all die Erinnerungen tun nicht nur weh, sie trösten mich auch. Sie geben mir einen Trost, der mich nicht vertröstet – sondern der mir Kraft gibt, auch diese schwierige Zeit zu überstehen. Und die Hoffnung, dass noch tausend tolle Erinnerungen dazukommen werden. Erinnerungen die nach Kaffee riechen. Nach Kuchen duften. Und die sich nach umfallenden Weihnachtsbäumen anhören.