Engel

“Ihr seid Engel auf Erden”, sagt der Mann, als wir ihm ein warmes Abendessen bringen. “Wir arbeiten dran”, entgegne ich ihm. Das war im Sommer, als die Flut an vielen Stellen im Westen von Deutschland gewütet hat. Da waren eine Menge Menschen in einem Stadtteil von Trier tagelang ohne Strom. Kochen ging also nicht.

Wir waren mit ein paar Leuten aus der Kirchengemeinde unterwegs und haben warmes Essen verteilt. Nun war es in Trier nicht so schlimm wie an der Ahr. Aber in diesen Tagen damals war jeder froh, der nach einer Woche ohne Strom wieder ein warmes Gericht bekam.

Die Menschen waren dankbar für alles. Dreck wegschippen, eine neue Waschmaschine, ein warmes Essen. Aber als Engel hat mich auch noch niemand bezeichnet.

„Vergesset nicht, gastfreundlich zu sein. Denn dadurch haben manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen“, heißt es in der Bibel. Nach der Erfahrung vom Sommer habe ich das hautnah erlebt. Und das hat mir wieder gezeigt, wie wichtig es ist, gastfreundlich zu sein.

Es war richtig gut zu sehen, wie viele Menschen geholfen haben. Das war und ist Gastfreundschaft auf besondere Weise. Ich finde, das können wir uns bewahren, auch in anderen Situationen. Und sei es, den Nachbarn einfach mal auf was zu Essen und zu Trinken einzuladen.

Ich fühle mich nicht als Engel. Aber ich habe gerne Gäste. Und freue mich, mit ihnen zusammen zu sein. Vielleicht ist das ja auch sowas wie daran arbeiten, als Engel unterwegs zu sein.