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Endspiel

Weihnachten und der Fußball haben etwas gemeinsam. Weihnachten
und der Fußball erreichen viele Menschen im Herzen –
als ziemlich große Gemeinschaft.

Man kommt zusammen, man bringt sich in Stimmung, feiert den
Moment. Einen Augenblick lang trägt die Ahnung, dass viele andere
so fühlen, wie man selbst. Die Weihnachtstage bringen auch
heute noch das Land zum Innehalten. Einem Endspiel mit
deutscher Beteiligung gelingt es zumindest für 90 Minuten, den
Alltagsrhythmus anzuhalten.

Solche Gemeinschaftserfahrungen sind selten geworden. Längst
ausgedient hat das Fernsehen als modernes abendliches
Lagerfeuer. Musik, Filme und sogar die Nachrichten wählt man je
für sich nach persönlichem Geschmack. Es regieren Angebot und
Nachfrage.

Klar, der Markt und seine Logik haben auch Weihnachten seit
langem fest im Griff. Aber noch ist bei vielen das Weihnachtsfest
ein Fest der Hoffnung auf friedvollere Zeiten, ein Erinnern an die
Geburt Jesu Christi und eine große gemeinschaftliche Sehnsucht
nach Liebe, nicht nur in der Familie. Das spürt man, wenn es zum
Heiligabend langsam stiller wird, in den Dörfern und Städten.
Aber auch der Fußball, lange schon ein Millionengeschäft, hat
sich bis heute wenigstens im Kern noch etwas von dem bewahrt,
was die Menschen bewegt. Zusammen losziehen, sich irgendwo
treffen, mitfiebern, auf das perfekte Zuspiel hoffen und sehenswerte
Tore. Gemeinsam mit der Mannschaft jubeln.

Weihnachten und der Fußball haben viel gemeinsam. Ich fürchte
leider auch, dass wir sie schützen müssen. Sonst wird das große
Geld sie eines Tages ganz und gar aufgefressen haben.
Heute in vier Jahren, am vierten Advent 2022, wird das Endspiel
der FIFA-WM in Katar angepfiffen. Ob ich wohl in Stimmung
sein werde, mir das anzuschauen? Ich weiß nicht.