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Emma

Das hätte ich nicht für möglich gehalten: Dass Kinder mal wieder Emma heißen. Oder Emil. Wie wurde gelacht, wenn man außer den vertrauten und zeitgemäßen Rufnamen unserer Freunde auch ihre weiteren erfuhr. Die, die sie von Vorfahren und Paten geerbt und sorgfältig verheimlicht hatten: Bei Damen eine Emilie oder Wilhelmine, bei Herren ein Eginhard oder Waldemar.

Diese altertümlichen Namen kannte man doch. Die passten zu alten Leuten, vom Leben gezeichnet, schrullig und mit total überholten Ansichten. Das gehörte zusammen: Leute, zu denen man lieber Abstand hielt und diese Namen. Das wollte man doch keinem Kind antun. Ganz schön dumm, oder? Inzwischen kenne ich kleine Menschen, bei denen alte Namen wieder zu Ehren kommen: Emma, Ida, Paul, Emil. Und all diese blöden Gedanken von damals sind weggepustet.

Nein, nicht ganz; einen letzten Nutzen haben sie doch noch: Sie lehren mich, warum die jungen Eltern von heute ihre Kinder nicht Peter, Monika, Gabi, Thomas und Sabine nennen: Das sind Namen von oft alten, zumindest aber älteren Leuten, die aus einer ganz anderen Zeit kommen, mit jungen Augen gesehen vom Leben gezeichnet, schrullig und mit total überholten Ansichten. Nicht überholt, sondern immer wieder neu bleibt das, was Friedrich Schleiermacher vor rund 200 Jahren sagte: “Kinder sind nicht nur freundliche Lichtstrahlen des Himmels, sondern auch ernste Fragen aus der Ewigkeit. Ernste Fragen, auf die ich keine Antwort weiß, außer dieser. Gott hat diese Kinder unserer Liebe und Fürsorge anvertraut, diese und alle anderen auf der Welt. Und ich bitte für sie, dass sie aufwachsen in Frieden, dass sie satt werden, dass ihre Würde geachtet wird und dass sie die Menschen werden dürfen, die Gott sich vorgestellt hat.”